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WiSe 15/16: Carl Andre: Skulptur, Gedicht

Anne Breimaier

Kommentar

Carl Andres skulpturales Werk gilt heute als paradigmatisch für die Minimal Art – einer oft als spezifisch US-amerikanisch verstandenen Entwicklung in den Bildenden Künsten der 1960er Jahre, die zu Beginn ihres Erscheinens mit Attributen wie “Neuigkeits-kunst ohne ästhetische Überraschung” (Clement Greenberg, 1967) polemisiert, später als “Bruchstelle in der (post)modernen Kunst” (Hal Foster, 1986) nobilitiert und schließlich mit Hilfe von Kategorien wie “Präsenz” und “Anti-Illusionismus” (Hal Foster u.a., Art Since 1900, 2004) kanonisiert wurde. Relativ jung ist die Forschung zu Andres Gedichten, deren Verhältnis zur Skulptur, zu Entwicklungen in der konkreten Poesie und zu den Künstlertexten seiner Zeit noch geklärt werden muss. Anlässlich der Werkretrospektive “Sculpture as Place, 1958-2010”, die 2016 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Berlin Station machen wird und erstmals die Skulpturen und Gedichte Carl Andres in einen groß angelegten Dialog treten lässt, soll das Proseminar in beide Werkkomplexe des Künstlers einführen. Neben Selbstauskünften Carl Andres, die eine Theoretisierung des eigenen Schaffens unter Kategorien wie “Form”, “Struktur” und “Ort” zu erkennen geben, werden relevante Texte zur Minimal Art gelesen und diskutiert. In beschreibender Begegnung mit den Kunstwerken soll überprüft werden, ob diese Werkzuschreibungen durch Künstler, Kunstkritiker und -wissenschaftler dem eigenen Sehen stand halten. Es werden Vergleiche mit Arbeiten von Donald Judd, Frank Stella, Robert Smithson und Hollis Frampton angestrebt. Dabei wird auch berücksichtigt, dass sich Andre zwar kritisch, jedoch immer ausführlich zu Vorgängerentwicklungen in der europäischen Moderne und dem Amerikanischen Abstrakten Expressionismus verhalten hat. Außerdem wird gefragt, wie der minimalistische “Look” seiner Arbeiten und seine Ansprüche von “Materialtreue” und der “Befreiung der Kunst von kultureller Schlacke” im Verhältnis zur Fülle an historischen und literarischen Referenzen in seinen Arbeiten stehen. Die Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Literatur voraus. Zur ersten Sitzung des Seminars am 14.10. soll ein Interview von Phyllis Tuchman mit Carl Andre gelesen werden (Artforum, Vol. VIII, No. 10, June 1970, S. 55-61; dt. u.a. in: Stemmrich, Minimal Art, 1995, S.141-161), das ab Ende September auf dem Blackboard zur Verfügung stehen wird. Im Anschluss an die Diskussion des gelesenen Textes und der Vorstellung des Semesterplanes wird der Dokumentarfilm “Upholding the Bricks” (1991, Channel 4 / BBC, 50 Minuten) gezeigt. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Benjamin Buchloh (Hrsg.), Hollis Frampton, Carl Andre, 12 dialogues, 1962-1963. Novia Scotia/New York 1980; Gregor Stemmrich (Hrsg.), Minimal Art: Eine kritische ... Lesen Sie weiter

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