Die Ethik ist Spinozas Lebenswerk, das er jedoch aufgrund extremer Anfeindungen nach dem Erscheinen des Theologisch-Politischen Traktats nicht veröffentlichen konnte. Die Schrift kursierte jedoch im Kreis seiner Freunde und wurde 1677 noch im Jahr seines Todes auf ihr Betreiben hin publiziert. Spinoza fragt in der Ethik nach den Bedingungen eines guten, gelingenden Lebens, wobei die Frage nach dem Guten oder Schlechten nur relational bestimmt werden kann: Ein und dasselbe Ding kann in unterschiedlichen Hinsichten sowohl gut als auch schlecht heißen. Das hat jedoch keinen bloßen "Relativismus" zur Folge. Ein wichtiges Kriterium für Spinoza ist das Maß an Betätigungsvermögen (agendi potentia), das uns von der Passivität, dem Erleiden von Affekten, befreit. Das relationale Denken Spinozas und damit verbunden sein radikales Immanenzdenken, sein Naturalismus sowie seine Affektenlehre machen seine Philosophie heute vor allen anderen Philosophien des 17. Jahrhunderts so bedeutsam. Auf diese Weise erklärt sich auch das starke Interesse an Spinoza bei Denkern wie Althusser, Deleuze, Balibar, Negri u.a. Das Seminar ist konzipiert als ein Lektüreseminar, in dem das ganze Buch der Ethik mit seinen verschiedenen Teilen zur Ontologie, Erkenntnistheorie, Affektenlehre, Theorie des Guten, der menschlichen Freiheit und der Gemeinschaft erschlossen werden soll. Zur Anschaffung empfohlen: die zweisprachige Ausgabe: Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt , dt./lat., übers. und hg. von Wolfgang Bartuschat, Hamburg: Meiner Schließen