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Einführungskurs
WiSe 15/16: Sexualität und Wahrheit
Hans Heinrich Stauffacher
Kommentar
Sexualität wurde und wird in der abendländischen und gerade auch in der modernen Kultur unterdrückt: Gegen diese weitverbreitete Vorstellung einer repressiven Macht, die die Sexualität und das Individuum unterdrückt und dabei das, was unterdrückt wird, als gegeben voraussetzt, stellt der französische Philosoph Michel Foucault (1926-1984) in seiner mehrbändigen Histoire de la sexualité die These auf, dass Sexualität in der modernen Kultur keineswegs verschwiegen und verdrängt, sondern vielmehr in einer "diskursiven Explosion" umfassend diskursiviert worden sei. Er versteht das Verhältnis von Macht und Sexualität nicht als Unterdrückungsverhältnis, sondern als eines der gegenseitigen Hervorbringung in einem "Sexualitätsdispositiv", in dem sich das Individuum dadurch, dass es sich als Subjekt einer Sexualität definiert, überhaupt erst als Subjekt konstituiert. Die Analyse dieser Verzahnung von Diskurs und Sexualität dient der Beantwortung von Foucaults Grundfrage: "Wie ist in den abendländischen Gesellschaften die Produktion von Diskursen, die [...] mit einem Wahrheitswert geladen sind, an die unterschiedlichen Machtmechanismen und -institutionen gebunden?"
Anhand der Lektüre des ersten Bandes der Histoire de la sexualité, Der Wille zum Wissen (La volonté de savoir, 1976) werden wir im Seminar Foucaults Thesen diskutieren und kritisch hinterfragen, die Sexualität als soziokulturelles Produkt eines Wissen, Macht, Diskurse, Institutionen und soziale Praktiken miteinander verschränkenden Dispositivs lesbar gemacht und damit insbesondere auch Gender und Queer Theory geprägt haben. Vor allem aber soll das Seminar auch als Einführung in das Denken Foucaults und seine diskursanalytische Methode dienen, die die Geistes-, Kultur und Sozialwissenschaften nachhaltig verändert hat. Der Wille zum Wissen bietet sich in besonderer Weise an, Grundbegriffe Foucaults wie "Macht", "Diskurs", "Dispositiv", "Gouvernementalität", "Biomacht", "Archäologie", "Genealogie", etc. zu klären, die auch und gerade für Religionswissenschaftler weiterhin von großer Bedeutung sind.
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Literaturhinweise
r Vorbereitung empfohlen:
Oliver Jahraus: "Michel Foucault (1926-1984), Sexualität und Wahrheit, Bd. 1-3 (1976/1984)", in: KulturPoetik, Bd. 4.2 (2004), S. 245-254.
16 Termine
Zusätzliche Termine
Di, 12.01.2016 10:00 - 12:00Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 13.10.2015 12:00 - 14:00
Di, 20.10.2015 12:00 - 14:00
Di, 27.10.2015 12:00 - 14:00
Di, 03.11.2015 12:00 - 14:00
Di, 10.11.2015 12:00 - 14:00
Di, 17.11.2015 12:00 - 14:00
Di, 24.11.2015 12:00 - 14:00
Di, 01.12.2015 12:00 - 14:00
Di, 08.12.2015 12:00 - 14:00
Di, 15.12.2015 12:00 - 14:00
Di, 05.01.2016 12:00 - 14:00
Di, 12.01.2016 12:00 - 14:00
Di, 19.01.2016 12:00 - 14:00
Di, 26.01.2016 12:00 - 14:00
Di, 02.02.2016 12:00 - 14:00
Di, 09.02.2016 12:00 - 14:00