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Hauptseminar
WiSe 15/16: Verschaltete Welt: Kontroversen zur sozialen Realität der Medien
Christoph Hesse
Kommentar
Der verräterische Name "social media" deutet schon an, dass Medien etwas mit Gesellschaft zu tun haben; wenngleich nur wenig mit der Gesellschaft guter Freunde, die man sich vor allem dadurch erhalten soll, dass man sie rund um die Uhr mit allerlei Mitteilungen behelligt. Sozial determiniert ist bereits die scheinbar naturwüchsig und unaufhaltsam sich fortentwickelnde Technik, auf der die Medien basieren, und umso mehr erst ihr Gebrauch, sei es in politischem oder kommerziellem Interesse oder ganz privat. Umgekehrt ist etwas wie Gesellschaft heute ohne das längst unausweichliche Zusammenwirken technischer Medien nicht mehr vorstellbar. Der einst von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno beschriebene "Übergang zur verwalteten Welt" ist seinerseits so weit fortgeschritten, dass auch der Administrator selbst endlich durch eine maschinelle Befehlskette ersetzt werden kann. Die so verschaltete Welt hat aber zumindest die hoffnungsvollen Ideen von Freiheit, individueller Autonomie und Solidarität noch nicht ganz kassiert. Im Gegenteil versprechen sich manche gerade von ihr die vielleicht letzte Chance, etwas davon zu retten oder es unter ausgerechnet diesen Bedindungen erst realisieren zu können. Was leichthin mediale Vernetzung genannt wird, stellt schließlich zweierlei in Aussicht: sowohl totale Erfassung als auch eine Möglichkeit von Individuation und Assoziation, die dem virtuell über die ganze Welt ausgeworfenen Netz durch die Maschen zu schlüpfen suchen.
Erörtert werden sollen ausgewählte Texte, die sich mit der gesellschaftlichen Konstitution der Medien ebenso wie mit deren Auswirkungen auf die Gesellschaft (und mithin jeden Einzelnen) theoretisch auseinandersetzen. Die Kontroverse darüber beginnt nicht erst mit den global vernetzten elektronischen Medien, sondern spätestens schon bei Radio und Film, die der digitalisierte und dadurch universalisierte Medienverbund inzwischen ebenso integriert hat wie Schrift, Druck, Phonographie usw. Die Geschichte der Theorie mag somit zugleich Aufschluss geben über die Entwicklung der Medien selbst. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird erwartet, dass sie die Texte aufmerksam lesen, sich selbst damit auseinandersetzen und im Seminar darüber diskutieren. Die vorab vorgeschlagene Auswahl darf gerne um weitere Vorschläge ergänzt werden.
Zur Einstimmung:
Herman Melville: Bartleby the scrivener (1853). Deutsch: Bartleby der Schreiber. (Zahlreiche Ausgaben in beiden Sprachen.)
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
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Mi, 13.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 20.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 27.01.2016 10:00 - 12:00
Mi, 03.02.2016 10:00 - 12:00
Mi, 10.02.2016 10:00 - 12:00