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WiSe 15/16: Ausdruckstanz. Einführung in die Theaterhistoriographie

Alexander Schwan

Kommentar

Der Ausdruckstanz, auch als Freier Tanz, Neuer Künstlerischer Tanz, Absoluter Tanz oder seines lokalen Schwerpunkts wegen als New German Dance bezeichnet, ist eine der einflussreichsten tanzhistorischen Strömungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Befreiung aus dem Reglement des klassischen Balletts verbindet sich hier mit der Betonung tänzerischer Individualität und Expressivität. Dabei steht der Ausdruckstanz mit anderen künstlerischen und philosophischen Strömungen seiner Zeit im Austausch, nimmt deren Impulse auf und wirkt seinerseits prägend auf sie zurück. Das Seminar gibt einen Überblick über die Entstehungs- und Traditionsgeschichte des Ausdruckstanzes und konzentriert sich auf dessen wichtigste Wegbereiter*innen und Vertreter*innen (François Delsarte, Isadora Duncan, Rudolf von Laban, Mary Wigman u.a.). Spezielle thematische Schwerpunkte sind zeitgenössische philosophische Positionen zu Ausdruck und Expression sowie die im Absoluten Tanz betonte Verbindung zwischen Bewegung und Spiritualität. Das enge Verhältnis zur Lebensreformbewegung und die Nähe und Differenz zur anthroposophischen Eurythmie werden ebenso thematisiert wie die Problematik biographischer und ästhetischer Verflechtungen zwischen German Dance und Nationalsozialismus. Daneben liegt ein weiterer Fokus auf der Rezeption des Ausdruckstanzes im Mandatsgebiet Palästina und im Staat Israel (Orenstein-Familie, Gertrud Kraus u.a.). Schließlich wird zu fragen sein, in welcher Weise ästhetische Prinzipien des Ausdruckstanzes für das deutsche Tanztheater prägend wurden und inwiefern zeitgenössischer Tanz heute auf diese Tradition reagieren kann. Am Beispiel des vielschichtigen Phänomens des Ausdruckstanzes führt das Seminar in die Problematik und die Methoden der Theaterhistoriographie ein. Dabei werden die wichtigsten Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens (Recherche, Lektüre, Argumentation, Zitieren, Präsentieren, etc.) praktisch eingeübt. Während des Semesters umfasst die Vor- und Nachbereitung der Seminarsitzungen die Lektüre deutsch- und englischsprachiger Forschungsliteratur, das Erarbeiten von Einzel- oder Gruppenreferaten sowie kurze Übungsaufgaben im Recherchieren, Zitieren und Bibliographieren. Gemeinsam werden an Berliner Bühnen Tanz- und Projektpräsentationen besucht, die die Relevanz des Ausdruckstanzes für die Gegenwart untersuchen. Prüfungsleistung ist eine wissenschaftliche Hausarbeit im Umfang von 10 Seiten. Schließen