16066
Hauptseminar
WiSe 15/16: Die zweite Person
David Lauer
Hinweise für Studierende
Sprechstunde n. V.: dlauer@zedat.fu-berlin.de
Kommentar
Es gibt bestimmte menschliche Handlungen, die man nicht allein vollziehen kann, sondern nur zu zweit. So gehören beispielsweise zum Versprechen, Wetten, Schenken, Verkaufen und Verleihen immer zwei Personen: eine, die anbietet, und eine, die annimmt. Ich verspreche, wette, schenke, verkaufe und verleihe notwendigerweise jemandem, der einschlägt, annimmt, kauft und leiht. Und wenn die zweite Person nicht einschlüge, annähme, kaufte und leihte, so hätte ich Nichts versprochen, gewettet, geschenkt, verkauft und verliehen, sondern nur den gescheiterten Versuch dazu unternommen. Für Handlungen dieses Typs gilt: Wenn nicht zwei Akteure gemeinsam sie vollziehen, die sich als gemeinsam Handelnde wechselseitig adressieren, ist die fragliche Handlung nicht zustande gekommen. Diese Handlungsform, die als "zweitpersonal" (second-personal) bezeichnet wird, ist gegenwärtig Gegenstand einer intensiven philosophischen Debatte. Getragen wird diese von der Vermutung, dass wir es bei diesen bipolaren Ich-Du-Verhältnissen mit einer irreduziblen Form der Sozialität zu tun haben. Diese Debatte verbindet theoretische und praktische Philosophie: Es wird gefragt nach dem metaphysischen Status eines solchen dualen Akteurs, nach der Art der normativen Bindung der beiden gemeinsam Handelnden, nach den Formen ihrer sprachlichen bzw. gedanklichen Bezugnahme aufeinander und nach der Art ihres geteilten Wissens. Die Perspektive bzw. der Standpunkt der zweiten Person lässt sich also nicht nur in der Handlungstheorie, sondern auch in der Sozialontologie, der Sprachphilosophie, der Metaethik und der Erkenntnistheorie zur Geltung bringen. In diesem Seminar wollen wir im ersten Teil den Topos der "Perspektive der zweiten Person" anhand neuester Forschungsliteratur kritisch aneignen (Texte von J. Heal, S. Rödl, J. Roessler, R. Moran, M. Thompson, S. Darwall). Im zweiten Teil wollen wir vier Autoren, die für das Thema der "zweiten Person" einschlägig scheinen, aber in der analytisch dominierten Debatte kaum eine Rolle spielen, gezielt daraufhin lesen, was sie zu der Thematik beizutragen haben: Stanley Cavell, Michael Theunissen, Emmanuel Levinas und Bernhard Waldenfels.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Fr, 16.10.2015 12:00 - 14:00
Fr, 23.10.2015 12:00 - 14:00
Fr, 30.10.2015 12:00 - 14:00
Fr, 06.11.2015 12:00 - 14:00
Fr, 13.11.2015 12:00 - 14:00
Fr, 20.11.2015 12:00 - 14:00
Fr, 27.11.2015 12:00 - 14:00
Fr, 04.12.2015 12:00 - 14:00
Fr, 11.12.2015 12:00 - 14:00
Fr, 18.12.2015 12:00 - 14:00
Fr, 08.01.2016 12:00 - 14:00
Fr, 15.01.2016 12:00 - 14:00
Fr, 22.01.2016 12:00 - 14:00
Fr, 29.01.2016 12:00 - 14:00
Fr, 05.02.2016 12:00 - 14:00
Fr, 12.02.2016 12:00 - 14:00