17806 Seminar

WiSe 15/16: Essay(s) schreiben

Nadja Geer

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Die Tendenzen einer Epoche zu erkennen war nach Walter Benjamin die Aufgabe des Essays - oder zumindest seiner Essays. In der Posthistoire schien das lange Zeit keinen Sinn mehr zu ergeben. Doch der Essay als (zeitdiagnostisches) Genre kommt zurück: Der Suhrkamp Verlag arbeitet an einer Renaissance des essayistischen Schreibens, die Süddeutsche Zeitung hat mit Langstrecke ein neues Format für lange Texte entwickelt, Essay und Diskurs des Deutschlandfunks erfreut sich steigender Beliebtheit, vielleicht auch, weil die gelesenen Texte als Podcast zur Verfügung stehen. Kurz: Aktuell findet wieder eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart statt, die sich nicht auf die kurze Form reduzieren lassen will. Dagegen wird das essayistische Prinzip oft als eines beschrieben, das sich durch Offenheit und Dynamik, Irritation und Experiment auszeichnet und das macht aus dem Essay eine nahezu paradigmatische Form für freies Denken. Essays schreiben bedeutet nicht nur, in eine (politische) Auseinandersetzung mit der Gegenwart zu treten, auch die "Faktizität des Ichs als literarisches Ereignis" (Christian Schärf) spielt hinein in das Verfassen eines essayistischen Textes. Michel de Montaigne schrieb in die Vorrede einer seiner Versuche, seiner essais: "So also, lieber Leser, bin ich selber Gegenstand meines Buches". Nicht zuletzt wegen dieser ausgestellt subjektiven Welterfahrung, gefärbt von Skeptizismus, sind auch im Kontext des amerikanischen New Journalism und im deutschen Popkontext herausragende essayistische Texte entstanden. Jede/r Studierende wird für die aktive Teilnahme zwei Essays schreiben, hierbei wird die Methode des Work in progress eine Rolle spielen. In den beiden ersten Sitzungen werden Theorie und Themenfindung angegangen. Dr. Nadja Geer ist Literaturwissenschaftlerin und Popjournalistin u.a. bei Spex, Zeit und taz. Die Teilnehmerzahl ist auf fünfzehn begrenzt.Empfohlene Literatur: Schärf, Christian: Geschichte des Essays. Von Montaigne bis Adorno. Göttingen 1999; https://download.digitale-sammlungen.de/pdf/1435297047bsb00049198.pdf. Sontag, Susan: "Anmerkungen zu Camp". In: Dies.: Kunst und Antikunst. Frankfurt am Main 2003, S. 322-341; Diederichsen, Diedrich: "The Kids Are Not Alright. Abschied von der Jugendkultur". In: Spex Nr.11/1992, S. 28-34; Mark Greif: "Im Hochsommer der Sexkinder". In: Ders.: Bluescreen. Ein Argument vor 6 Hintergründen. Essays. Berlin 2011, S. 24-65. Anmeldung bitte bis zum 01.10.2015 bei Marie Krutmann (Marie.Krutmann@fu-berlin.de). close

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