17545 Graduate Course

WiSe 15/16: Das "Theater der radikalen Fiktionalität". Paul de Man für Theaterwissenschaftler*innen

Adam Czirak, Sara Ehrentraut

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Das Blockseminar widmet sich der gemeinsamen Lektüre von Paul de Mans literaturtheoretischen Schriften. Diesen liegt die Annahme zugrunde, dass sowohl sprachliche Äußerungen als auch körperlich codierte Akte der Darstellung einer klaren Klassifizierung von Fiktionalem und Referenziellem widerstehen. Situationen des Lügens, Versprechens oder Überzeugens, Szenen der Maskerade, der Verstellung und der ironisierenden Distanzierung verunmöglichen, so de Man, durch ihre Nicht-Konkretisierbarkeit oder -Verifizierbarkeit eine statische Klassifizierung von figurativer und eigentlicher Bedeutung, Fiktionalität und Referenzialität, Rolle und Akteur. Wirft man einen Blick auf die gegenwärtigen Strategien der Figurengestaltung in Theater und Performance, so verspricht Paul de Mans Konzeption von Performativität einen produktiven Analyseansatz, denn er erlaubt es, die ästhetische Offenheit der Darstellungsebenen genauer zu untersuchen: Man denke nur an die Performer*innen von Ivana Müller oder Nature Theater of Oklahoma, die keine Rollen mehr annehmen, aber auch nicht sie selbst sind und, die den ihnen zugeschriebenen Charakterbildern permanent entgleiten. Ähnlich verhält es sich mit Elfriede Jelineks und Nicolas Stemanns Figuren, denen trotz ihrer historischen Verankerung immer gemorphte, d.h. nur scheinbar echte Zitate souffliert werden, um die Zuverlässigkeit sprachlicher Referenzialität unverifizierbar werden zu lassen. Gemeint sind aber auch Tim Etchells' Akteure, die kraft szenischer Versprechen bzw. Versprecher eine dramaturgische Stabilität des Gesagten und Dargestellten permanent gefährden. All diese Unsicherheiten, Mehrdeutigkeiten und Unentscheidbarkeiten fördern performative Dynamiken zutage, die eine Unmöglichkeit der Zuschreibung szenischer Identität entfachen und jede Artikulation im Grenzbereich von Sprecherpositionen in der Schwebe belassen. Kehrt man sich von einem an John L. Austin orientierten Performativitätsverständnis ab und fokussiert man auf performative Dynamiken jenseits ihrer empirischen Manifestationen, so können jene szenischen Momente differenzierter beschrieben werden, die sich einer Harmonisierung von körperlichen und ideellen, phänomenalen und semiotischen Ebenen der Aktion widersetzen. Neben einiger inszenierungsanalytischer Exkurse setzt das Seminar den Akzent auf die Lektüre von Paul de Mans Schriften über das Verhältnis von Rhetorik und Performativität. close

4 Class schedule

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Tue, 2015-10-13 18:00 - 20:00

Lecturers:
Dr. Adam Czirak

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SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

Fri, 2016-01-08 18:00 - 22:00

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