WiSe 15/16: Bruno Schulz: Verflechtungen, Rahmungen und Präsentationsformen
Agnieszka Hudzik
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Das Gesamtwerk des im galizischen Drohobycz geborenen polnischen Schriftstellers Bruno Schulz (1892-1942) ist nicht besonders umgangreich: Es umfasst lediglich zwei Erzählungsbände, "Die Zimtläden" und "Das Sanatorium zur Sanduhr", einige zerstreute Prosastücke und Essays. Seine literarischen Welten zeichnen sich aber durch besondere Komplexität, verführerische Rätselhaftigkeit und Mehrdeutigkeit aus, so dass sie häufig mit der Prosa von Franz Kafka oder Max Blecher verglichen werden. Das Seminar wird versuchen, den Besonderheiten der Poetik von Schulz nachzugehen. Anhand ausgewählter Erzählungen wird sein Kunstverständnis sowie seine Konzeption von Sprache, Subjekt, Zeit und Raum ausgelotet. Bei den Analysen wird ergänzend auch sein zeichnerisches Werk mit berücksichtigt - der untrennbare Bestandteil seines Schaffens.
Drei Aspekte werden im Zentrum des Seminars stehen. (1) Verflechtungen - intertextuelle Anspielungen, philosophische und ästhetische Kontexte von Schulz' Prosa. Damit sind auch Überschneidungen mit den Werken anderer Autorinnen und Autoren seiner Zeit gemeint. (2) Rahmungen: Es handelt sich nicht nur um Rezeptionsgeschichte und Rekonstruktion der interpretativen Rahmen, in denen man sein Schaffen verortet, sondern vor allem um weit verstandenes Nachwirken und künstlerische Auseinandersetzungen mit seinem Leben und Werk. Auch dem Phänomen Schulz als literarische Figur in der Gegenwartsprosa wird besondere Aufmerksamkeit zu schenken sein. (3) Präsentationsformen: Am Beispiel von Schulz werden allgemeine Fragen nach den Möglichkeiten der Darstellbarkeit von Literatur aufgeworfen, mit denen sich solche Institutionen wie Literaturhäuser, -museen und -archive oder literarische Gesellschaften beschäftigen. Es wird nach der Bedeutung dieser kulturellen Praxis gefragt - deren Ziele nicht nur kommerziell und kulturpolitisch zu sein scheinen - sowie nach ihrem Verhältnis zu Interpretationen und literaturwissenschaftlicher Forschung. Als Teil des Leistungsnachweises werden von den Studierenden kurze Filmprojekte durchgeführt, die als Begleitelemente zur Dauerausstellung im Schulz-Museum in Drohobycz gezeigt werden. Für eine der Sitzungen ist auch ein Werkstattgespräch mit den Mitarbeitern verschiedener mit Literatur (insbesondere mit dem Werk von Schulz) verbundenen Institutionen geplant.
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