WiSe 15/16: Medienwechsel: Tanz und /als Dokument
Susanne Foellmer
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Medienwechsel: Tanz und/als Dokument
Seit einiger Jahren engagieren sich insbesondere Tanz- und Performancekünstler/innen zunehmend im Wiederholen und Bewahren der eigenen Kunst oder gestalten Projekte der Wieder-Aneignung von historischen Ereignissen in den darstellenden Künsten – vermittels unterschiedlicher Verfahren, die in der entsprechenden Forschungslandschaft seit einigen Jahren verstärkt diskursiven Widerhall gefunden haben. Daneben sorgen zeitgenössische Künstler/innen für das „Nach-Leben“ ihrer Kunst, so etwa Thomas Lehmen (ehemals Berlin) mit seinem „Vorlass“, den er an das Tanzarchiv Leipzig gegeben hat.
Nach den bereits viel untersuchten Formen und Formaten von Rekonstruktion und Reenactment soll es in diesem Seminar daher um den genaueren Blick auf die Artefakte des Tanzes gehen, als Text, Fotografie, Film etwa. Wie sind jene Artefakte einzuschätzen? Was geschieht im Moment des Auffindens und anschließenden Untersuchens der verbliebenen Dinge? Was vom vergangenen Tanz können sie wieder-geben? Welche Herausforderungen stellen prekäre Artefakte des Flüchtigen an die Gegebenheiten des Archivs? Und welchen Status besitzen die aufzufindenden Überbleibsel eines ehemals performativen Ereignisses? Ist ihnen tatsächlich eine Durabilität zueigen, die das Flüchtige „übertölpeln“ könnte?
Im Seminar werden jene Objekte des „Bleibens“ sowie die aktuellen wissenschaftlichen Diskurse in diesem Feld anhand selbst gewählter thematischer Schwerpunkte und Fragestelllungen untersucht und kritisch diskutiert. In Anlehnung an das derzeitige DFG-Forschungsprojekt „ÜberReste. Strategien des Bleibens in den darstellenden Künsten“ werden aktuelle Forschungsdebatten im thematischen Feld kennengelernt (u.a. im Workshop-Kontext). Entlang der studentischen Interessen ist außerdem die Arbeit im Archiv (vermutlich Akademie der Künste) sowie den Derra de Moroda Dance Archives in Salzburg vorgesehen – hierzu wird im Januar eine Exkursion nach Salzburg stattfinden (19.-24.1.2016), die der Arbeit im Archiv vor Ort sowie einem zweitägigen Austausch mit den Studierenden des MA Tanz- und Musikwissenschaft der Paris Lodron Universität (in Seminarform) dient.
Den Auftakt bildet ein theoriebasierter Workshop mit dem Theater- und Medienwissenschaftler Philip Auslander (Georgia Tech University) und der Filmemacherin Babette Mangolte (New York) am 15. Oktober 2016, 14:30-18:30 Uhr (Hörsaal).
Literatur zur Vorbereitung (Auswahl):
Brandenburg, Irene/Haitzinger, Nicole/Jeschke, Claudia (Hg.): Mobile Notate (Tanz und Archiv, Vol. 5), München, 2014.
Clausen, Barbara: After the Act. Die (Re)Präsentation der Performancekunst, Wien, 2006.
Ebeling, Knut/Günzel, Stephan (Hg.): Archivologie: Theorien des Archivs in Philosophie, Medien und Künsten: Exterioritäten des Wissens in Philosophie, Medien und Künsten, Berlin, 2009.
Ernst, Wolfgang: Das Rumoren der Archive, Berlin, 2002.
Jones, Amelia/ Heathfield, Adrian (Hg.): Perform, Record, Repeat, Bristol, 2012.
Schimmel, Paul/Stiles, Kristine (Hg.): Out of Actions: Between Performance and the Object, 1949-1979, London, 1998.
Schulze, Janine (Hg.): Are 100 Objects Enough to Represent the Dance? Zur Archivierbarkeit von Tanz, München 2010.
Thurner, Christina/Wehren, Julia (Hg.): Original und Revival. Geschichts-Schreibung im Tanz, Zürich, 2010.
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