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Undergraduate Course
WiSe 15/16: Reiz der Reduktion. Monochromie in den Bildkünsten des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit
Britta Dümpelmann
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Die Wirkung monochromer Bildwerke dürfte im ausgehenden Mittelalter ganz ähnlich gewesen sein wie im letzten Jahrhundert die Erfindung des Farbfernsehens, nur umgekehrt (also „zurück“ von der Poly- zur Monochromie): Ganz gleich ob Wand- oder Buchmalerei, Skulptur, Zeichnung oder Druckgrafik – die Polychromie war integraler Bestandteil eines jeden Bildwerks. Wenn Künstler wie Giotto im Fresko oder Jean Pucelle in der Buchmalerei bewusst der Buntfarbigkeit entsagten, und ihre grau-in-grau gemalten Darstellungen als vollendet erklärten, konfrontierten sie einen an Farbe gewöhnten Blick mit einer irritierenden Reduktion der künstlerischen Mittel, die gleichwohl hochgeschätzt wurde. Neben der „Farbe“ Grau fanden in Malerei und Grafik häufig auch Grün-, Rot- oder Blautöne Verwendung, während in der Skulptur mithilfe von Lasuren Oberflächenwirkungen erzielt wurden, die weit über eine monochrome Holzsichtigkeit hinausreichten. So war gerade die Erzeugung einer an Bronze erinnernden Oberfläche ein beliebtes künstlerisches Verfahren, Monochromie im Sinne einer Materialimitation auszudeuten. Welchen Effekt und welche Funktion(en) hatte eine solche Beschränkung der künstlerischen Mittel? Diente sie in Malerei und Zeichnung einer besseren Wahrnehmbarkeit plastischer Werte, des rilievo, wie etwa von Cennino Cennini gefordert? War das monochrome Bildwerk eine Antwort auf den Vorwurf der Idolatrie, da es stets als Abbild erkennbar blieb und kaum mit dem Urbild verwechselt werden konnte? Oder ging es vielmehr darum, die Leistung des Künstlers in den Vordergrund zu rücken, dessen Werk damit als Neuschöpfung, und weniger als Nachahmung der Natur in Erscheinung treten konnte? Ebenso vielfältig wie die Kontexte – Studienzweck, Armutsideal, Ausdruck künstlerischen Könnens und Metapher für Kostbarkeit – sind die Medien, innerhalb derer das Phänomen Monochromie auftritt. Das Seminar möchte das breite Spektrum dieser Erscheinungsformen in den Blick nehmen und am jeweiligen Beispiel nach dem besonderen Reiz fragen, der in dieser Form der Reduktion lag. close
Suggested reading
Einführende Literatur
Brahms, Iris: Zwischen Licht und Schatten. Zur Tradition der Farbgrundzeichnung bis Albrecht Dürer, Paderborn 2015.
Bushart, Magdalena/Wedekind, Gregor (Hrsg.): Die Farbe Grau (erscheint Ende 2015).
Gnann, Achim: In Farbe! Clair-obscur-Holzschnitte der Renaissance. Meisterwerke aus der Sammlung Georg Baselitz und der Albertina in Wien, Ausst.-Kat. Wien 2013/14, München 2013.
Habenicht, Georg: Die ungefassten Altarwerke des ausgehenden Mittelalters und der Dürerzeit, Göttingen 2002. [http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0006-B385-4]
Itzel, Constanze: Der Stein trügt. Die Imitation von Skulpturen in der niederländischen Tafelmalerei im Kontext bildtheoretischer Auseinandersetzungen des frühen 15. Jahrhunderts, Heidelberg 2004.
Krieger, Michaela: Grisaille als Metapher: zum Entstehen der Peinture en Camaieu im frühen 14. Jahrhundert, Wien 1995 (Wiener Kunstgeschichtliche Forschungen, Bd. 6).
Michler, Jürgen: Materialsichtigkeit, Monochromie, Grisaille in der Gotik um 1300, in:
Reupert, Ute (u. a., Hrsg.): Denkmalkunde und Denkmalpflege, Wissen und Wirken, Festschrift für Heinrich Magirius zum 60. Geburtstag, Dresden 1995, S. 197-221.
Reuterswärd, Patrik: The Breakthrough of Monochrome Sculpture during the Renaissance, in: Konsthistorisk Tidskrift, LXIX, 3-4 (2000), S. 125-149.
Rosenfeld, Jörg: Die nichtpolychromierte Retabelskulptur als bildreformerisches
Phänomen im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit, Hamburg 1990.
Schäffner, Almut: Terra Verde. Entwicklung und Bedeutung der monochromen Wandmalerei der italienischen Renaissance, Weimar 2009.
Täube, Dagmar R.: Monochrome gemalte Plastik. Entwicklung, Verbreitung und Bedeutung eines Phänomens niederländischer Malerei der Gotik, Essen 1991. close
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