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WiSe 15/16: Institute of Comparative Literature

Gastprofessuren

E47f

Der in Berlin lebende Übersetzer Frank Heibert wird im Wintersemester 2015/2016 die August Wilhelm von Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung bekleiden.

Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich im Wintersemester am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft eingerichtet. Frank Heibert folgt damit auf Frank Günther, Burkhart Kroeber, Stefan Weidner, Susanne Lange, Olaf Kühl, Rosemarie Tietze, Elisabeth Edl und Anne Birkenhauer.

Frank Heibert wurde 1960 in Essen geboren und gehört zu den renommiertesten und produktivsten Literaturübersetzern in Deutschland. Er lebt seit 1979 in Berlin, wo er an der Freien Universität Germanistik, Romanistik und Musikwissenschaften studierte. 1990 wurde er mit einer Arbeit über das "Das Wortspiel und seine Übersetzung" zum Dr. phil. promoviert. Sein übersetzerisches Oeuvre umfasst mehr als 70 Romane und Erzählbände und rund 90 Theaterstücke, die er aus dem Englischen, Französischen, Italienischen und Portugiesischen ins Deutsche übertragen hat. Das Spektrum reicht dabei von Boris Vian, Aldo Busi und William Faulkner ("Schall und Wahn", Rowohlt Verlag 2014) bis zu Don DeLillo (u.a. "Unterwelt", Kiepenheuer & Witsch 1998), Richard Ford ("Die Lage des Landes", Berlin Verlag 2007) und Yasmina Reza ("Glücklich die Glücklichen", gemeinsam mit Hinrich Schmidt-Henkel, Hanser Verlag 2014). 2012 erhielt er den Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Preis für seine Übersetzungen aus dem Englischen, 2013 den Hieronymus Ring. Frank Heibert ist ein gefragter Leiter und Mentor von Übersetzerseminaren, hat einen Roman veröffentlicht ("Kombizangen", Hoffmann & Campe 2006), einen Verlag geleitet (zebra literaturverlag, 1990-95), und steht als Jazzsänger auf der Bühne (Duo Frank Heibert & Christoph Mudrich).

"Poetik der Übersetzung" - der anspruchsvolle Titel der Professur ist Programm. Denn ihr Zweck sind nicht übersetzungspraktische Fingerübungen für Literaturwissenschaftler, sondern die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden sowie die vergleichende Textanalyse (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein exponierter Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens werden. Denn in herausragender Weise verband August Wilhelm von Schlegel, der Namenspatron der Professur, in seinem Schaffen philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung.

Der Deutsche Übersetzerfonds und das Peter-Szondi-Institut verstehen die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur als einen markanten Schritt zu einer Aufwertung der literarischen Übersetzung als einer eigenständigen künstlerischen Leistung. Wenn jedes Jahr im Wintersemester ein Vertreter oder eine Vertreterin der Zunft die Herausforderung annehmen wird, ästhetische, geschichtliche und methodische Probleme der Übersetzung mit Literaturstudenten zu diskutieren, soll damit zugleich der immer noch verbreiteten Unterschätzung des literarischen Übersetzens als eines zweitrangigen "Kunsthandwerks" entgegengewirkt werden.

Seine Antrittsvorlesung wird Frank Heibert am 3. November 2015, 19.30 Uhr im Institut Français Berlin (Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin) halten.

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Samuel Fischer-Gastprofessur

Seit 1998 besteht am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft die Samuel Fischer-Gastprofessur für Literatur. Getragen wird diese Einrichtung mit semesterlich wechselnder Besetzung von der Freien Universität Berlin, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem S. Fischer Verlag und dem Veranstaltungsforum der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Idee und Anliegen ist die kritische Reflexion über die Literaturen der Welt gemeinsam mit Autoren aus verschiedenen kulturellen Kontexten. Der Gastprofessor ist Mitglied des Lehrkörpers und leitet ein Seminar, in dem sowohl BA- als auch MA-Leistungsnachweise erworben werden können.

Samuel Fischer-Gastprofessoren in den letzten Jahren: Richard Powers (USA), Mircea C?rt?rescu (Rumänien), Tomas Venclova (Litauen), Sara Stridsberg (Schweden), Daniel Kehlmann und Adam Thirlwell (Großbritannien), Nedim Gürsel (Türkei), Abdelwahab Meddeb (Tunesien), Jose Javier Cercas Mena (Spanien), Andrew Sean Greer (USA), David Hinton (USA), Héctor Abad (Kolumbien), Cécile Wajsbrot (Frankreich) und Viktor Jerofejew (Russland)

Samuel Fischer Gastprofessorin für Literatur am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ist im Wintersemester 2015/16 die britische Lyrikerin Alice Oswald

Geboren 1966, studierte Oswald klassische Philologie am New College, Oxford University. Sie gilt als eine der bedeutendsten britischen Dichterinnen der Gegenwart und absolvierte überdies auch eine Ausbildung zur Gärtnerin. Ihre mit dieser Tätigkeit verbundene Begeisterung für Natur und Umwelt ist ein Thema, das Alice Oswald in ihrem literarischen Werk vielmals auffasst und reflektiert.

Ihr erster Gedichtband The Thing in the Gap-Stone Stile erschien 1996. Bekannt ist Alice Oswald vor allem für ihr zweites Werk Dart (2002), eine vielstimmige poetische Auseinandersetzung mit Geschichten und Menschen, deren Begegnung sie über drei Jahre hinweg entlang des Flusses Dart in Devon, England, machte. Es folgte 2005 die ebenfalls vielbeachtete Gedichtsammlung Woods etc. 2009 veröffentlichte Alice Oswald die Bände A Sleepwalk on the Severn sowie Weeds and Wild Flowers. Zuletzt erschien 2011 ihr jüngstes Werk Memorial, eine kreative Bearbeitung von Homers Ilias. Alice Oswald ist zudem Herausgeberin des Gedichtbandes The Thunder Mutters. 101 Poems for the Planet (2006).

Für ihr literarisches Schaffen wurde Alice Oswald mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem 1994 mit dem Eric Gregory Award sowie 1996 mit dem Forward Poetry Prize für The Thing in the Gap-Stone Stile in der Kategorie 'Best First Collection'. Für Dart erhielt sie 2002 den T.S. Eliot Preis, einen der wichtigsten Lyrikpreise Großbritanniens. 2004 wurde Alice Oswald von der Poetry Book Society als 'Next Generation Poet' benannt. Aufgrund der innovativen Form und Bildsprache ihres Werks Memorial erhielt sie 2013 als erste Dichterin den Warwick Prize for Writing.

Alice Oswald ist auch journalistisch tätig und schreibt regelmäßig die 'Nature Column' für die Zeitung New Statesman. Sie lebt in Devon, England.

Als 34. Samuel Fischer-Gastprofessorin wird Alice Oswald ein Seminar mit dem Titel "Re-building the Mind" anbieten, das sich mit der Odyssee als Nachkriegsgedicht und als Grundlage für ein modernes Verständnis des Überlebens beschäftigen wird. Jede Sitzung wird unter einem anderen "homerischen" Thema stehen: Im Hinblick auf Fragen wie das Verständnis der Rolle von Frauen, der Bedeutung von Zeit, von Gegenständen und des Wetters soll die antike und moderne Auseinandersetzung mit Poesie verglichen werden. Dabei soll insbesondere die Bedeutung der Mündlichkeit reflektiert und das Potential von Gedichten diskutiert werden.

Der Kurs wird in englischer Sprache gehalten und findet zweiwöchentlich statt. Die erste Sitzung ist am Mittwoch, 21. Oktober in Raum JK 27/106.

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