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Hauptseminar
WiSe 16/17: Der "Andere" - Gesellschaftlicher Umgang mit Sexualstraftätern in Deutschland von der Weimarer Republik bis heute
Dagmar Lieske
Kommentar
„Wegschließen – und zwar für immer“, forderte der damalige Bundeskanzler Gerhard
Schröder 2001 gegenüber der Bild am Sonntag im Hinblick auf Sexualstraftäter. Es gibt wohl
kein Gebiet im Strafrecht, das derart viele Emotionen auslöst wie Verbrechen in diesem
Bereich. Dies trifft umso mehr zu, wenn sie an Kindern begangen werden. Einzelne, bisweilen
„spektakuläre“ Fälle werden dabei häufig zum Anlass genommen, die Effizienz des
bestehenden Rechts in Frage zu stellen. Daran schließen sich nicht selten Forderungen nach
autoritären Lösungsmodellen an, die eine breite Zustimmung in der Bevölkerung zu finden
scheinen. Schon in der Weimarer Republik wurden Forderungen nach körperlichen Eingriffen
und einer dauerhaften „Verwahrung“ erhoben. Doch erst mit der nationalsozialistischen
Machtübernahme avancierten diese Instrumente gegen sogenannte „Sittlichkeitsverbrecher“
zum festen Bestandteil staatlicher Politik. Eine bislang unbekannte Anzahl von Männern
wurde zwangskastriert und/oder als „Gemeingefährliche“ in Konzentrationslager
eingewiesen, andere kamen in die Ende 1933 eingeführte Sicherungsverwahrung. Sie gilt
Einigen bis heute als wirksamste Waffe gegen Sexualverbrechen. Während Strafrechtler nach
der deutsch-deutschen Vereinigung bereits über die Abschaffung der Sicherungsverwahrung
diskutierten, wurde sie Ende der 1990er erneut verschärft.
Grundsätzlich unterliegt das (Sexual-) Strafrecht einem stetigen Wandel und hängt eng mit
geltenden Normen und Moralvorstellungen zusammen. In dem Seminar soll deshalb der
Umgang mit Sexualverbrechen vor dem Hintergrund verschiedener politischer Systeme
untersucht und sowohl nach Kontinuitäten als auch nach Brüchen gefragt werden. Wie
wurden und werden Täter und Opfer wahrgenommen? Welche Rolle spielen dabei Herkunft,
Geschlecht und sexuelle Orientierung? Neben der staatlichen Verbrechensverfolgung werden
wir am Beispiel zeitgenössischer Fälle den Blick auf öffentliche Reaktionen richten. Dabei
sollen auch außerstaatliche Akteure und deren Aktivitäten, wie bspw. die aktuell häufig von
Rechtsextremisten getragenen lokalen Kampagnen gegen „Kinderschänder“, einbezogen
werden. Schließen
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Fr, 21.10.2016 12:00 - 14:00
Fr, 28.10.2016 12:00 - 14:00
Fr, 04.11.2016 12:00 - 14:00
Fr, 11.11.2016 12:00 - 14:00
Fr, 18.11.2016 12:00 - 14:00
Fr, 25.11.2016 12:00 - 14:00
Fr, 02.12.2016 12:00 - 14:00
Fr, 09.12.2016 12:00 - 14:00
Fr, 16.12.2016 12:00 - 14:00
Fr, 06.01.2017 12:00 - 14:00
Fr, 13.01.2017 12:00 - 14:00
Fr, 20.01.2017 12:00 - 14:00
Fr, 27.01.2017 12:00 - 14:00
Fr, 03.02.2017 12:00 - 14:00
Fr, 10.02.2017 12:00 - 14:00
Fr, 17.02.2017 12:00 - 14:00