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WiSe 16/17: Colonial Genocide in Sub-Saharan Africa - Namibia, Tanzania, Congo Free State

Sara Dehkordi

Kommentar

Die Kontrolle von Archiven und somit von Prozessen des Erinnerns, bedeutet gleichzeitig die Kontrolle von Formen des Wahrnehmens der Geschichte, aber auch von Formen der Rekonstruktion und Imagination der Geschichte. Gewalten der Gegenwart können auf diese Weise von ihren historischen Hintergründen abgeschnitten werden und als isolierte Konditionen des Sozialen residieren, ohne als politische Kondition wahrgenommen zu werden. Enthistorisierung bedeutet demnach auch Entpolitisierung eines historischen Ereignisses. Der deutsche Genozid an den Herero und Nama in Namibia, an den Ngoni, Matumbi, und Ngindo in Tansania, und der Belgische Genozid an den Kongo, Mongo, und Luba im Congo Free State, sind häufig Gegenstand der Enthistorisierung, Entpolitisierung und des Schweigens gewesen. Es ist nicht möglich die Katastrophe des Holocausts als eine historische Katastrophe zu sehen, ohne die brutalen Manifestationen des Faschismus im deutschen kolonialen Apparates in Betracht zu ziehen. Die genozidalen Praktiken und Technologien in beiden Fällen, die Art und Weise, wie sich Kolonialisten und Führer der Nationalsozialistischen Partei selbst bewertet haben, die rassifizierten Regime durch welche sie Befehle gaben, administrierten und Gesetze verabschiedeten, und die epistemologischen Grundlagen durch welche sie ihre Idee der rassischen Überlegenheit und ihre Beziehung zur Gewalt rationalisierten, sind unzertrennbar miteinander verwoben. Patrice Lumumbas Exekution durch Belgische, Britische, US-Amerikanische und Kongolesische Einheiten im Jahr 1960, und die Rolle Belgiens im Rwandischen Genozid 1994, müssen mit der Geschichte von genozidalen Praktiken der Belgier im Kongo des 19. Und 20. Jahrhundert gegengelesen werden. Die historischen Rekorde, die diese Verbindungen offenlegen, sind kaum zugängig. Was übrig bleibt ist das Betrachten der Machtbeziehungen und politischen Formationen, welche die Genozide versuchen zu verschweigen und von kollektiver Erinnerung zu löschen. Ebenfalls ist der Diskurs zu betrachten, den die gegenwärtigen Archivdokumente formen, oder umgekehrt die Frage zu stellen, wie das, was abwesend ist verstanden werden kann. In diesem Seminar werden wir Methoden ausarbeiten und diskutieren, die uns erlauben diese Genozide respektvoll und geduldig aufzuarbeiten und ihre historischen und politischen Bedeutungen zu verstehen. Schließen