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WiSe 16/17: Hartmann von Aue: Gregorius

Wiebke Rasumny

Kommentar

Die mittelhochdeutsche Verslegende Gregorius wurde von Hartmann von Aue um 1190 nach einer französischen Vorlage verfasst. Gregorius, durch Inzest gezeugt, wird als Säugling auf dem Meer ausgesetzt, um zu sterben. Er wird jedoch gerettet und wächst zu einem erfolgreichen jungen Mann heran, der jedoch von der Suche nach seiner Identität umgetrieben wird. Beim Eintritt in den Ritterstand erfährt er von seiner Herkunft "in Sünde". Schockiert zieht er sich als Eremit zurück, um Buße zu tun. 17 Jahre lang lebt er als Asket, bis er von Gesandten aus Rom aufgefunden wird: Gott hat ihn als Papst erwählt. Aus der tiefsten Sünde in die höchste Gnade - die Kraft der Buße wird im Prolog und Epilog reflektiert. Die Erzählung ist auch heute noch faszinierend: Die Fragen nach Identität, nach Schuld und Vergebung sind existenzielle Fragen, die uns auch heute noch berühren - auch wenn unsere Antworten heute sicher anders ausfallen als die christlich geprägten Konzepte des Mittelalters, die wir im Laufe des Seminars kennenlernen werden. Wir werden uns ausgiebig mit dem Text von Hartmann und der Gattung Legende beschäftigen, dabei die Kenntnis der mittelhochdeutschen Sprache und Übersetzungskompetenz vertiefen und festigen. Aber wir werden auch Exkurse wagen: In die Rezeptionsgeschichte mit Thomas Manns literarischer Verarbeitung des Stoffs, "Der Erwählte"; und mit der Lektüre der Legende vom jüdischen Papst werden wir einen Ausblick auf das Zusammenleben von Juden und Christen in Mittelalter und früher Neuzeit werfen. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Fr, 10:00 - 12:00 16 Termine

Fr, 21.10.2016 10:00 - 12:00

Dozenten:
Wiebke Rasumny