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WiSe 16/17: Ephemeralisierung – Dematerialisierung – New Materialism

Kirsten Maar

Kommentar

Seit Baudelaire, Bergson und Benjamin gilt das Ephemere, das Flüchtige oder Transitorische als Kennzeichen moderner Erfahrung. Entgegen teleologischer Geschichtsmodelle, Logiken der Sammlung oder des Archivs impliziert eine Ästhetik des Ephemeren lineare Konzeptionen von Zeitlichkeit aufzubrechen – gegen ein entwicklungsgeschichtliches Denken oder Permanenz präferiert sie die stete Transformation, entgegen eines genealogischen Modells werden Brüche und Verschiebungen, gegen Chronologie und Kontinuität, Aufschub, Diskontinuität und Zirkularität gesetzt. Zugleich ist diese Ephemeralität nicht nur zeitlich zu bestimmen, sondern auch in ihrer räumlich entgrenzenden, atmosphärischen Qualität. Das Seminar geht insofern auf Grundlage der philosophischen, medien- und kunsttheoretischen Texte sowie am Beispiel künstlerischer Positionen der Frage nach, wie sich jene flüchtigen, sich stets verschiebenden und schwer bestimmbaren Konstellationen, die uns die Erfahrung der Destabilisierung, der Desorientierung, der Entortung, des Schwindels oder der Immersion vermitteln, beschreiben lassen. Mit den 1960er Jahren und Lucy Lippards These von der „Dematerialization of the Art Object“ werden darüber hinaus jene Prozesse der Entgrenzung in den Blick genommen, welche die jeweilige Objekthaftigkeit des Kunstwerks zur Auflösung bringen. Hier werden Konzepte und Praktiken von Übertragungen befragt, die zwischen künstlerischem Produktionsprozess und ästhetischem Objekt einerseits und den Prozessen ästhetischer Erfahrung andererseits vermitteln. Um diese medialen Momente geltend zu machen, soll die anthropologische Frage nach den medialen Bedingungen imaginärer Medialität, aber auch die Bedeutung von Immaterialisierungen in den Blick genommen werden. Damit geht jedoch auch die Frage nach der Bedeutung der zunehmenden Flüchtigkeit sozialer Konstellationen, wie sie Maurizio Lazzarato im Begriff der ’Immaterial Labor’ fasst und wie sie gerade aktuelle Kunstproduktion innerhalb post-fordistischer Strukturen tangiert, einher. Ein dritten thematischen Block bildet ausgehend von den medialen Bedingungen die „Politik der Im/Materialität“. So beschreibt z.B. Buckminster Fullers technologisch inspirierte Idee der Ephemeralisierung wie sie in seinem „doing more with less and less“ anklingt, eine Ökologie und Ökonomie wechselseitiger Anhängigkeiten. Begreift man Dinge in diesen Zusammenhängen – als von Zeit durchdrungen und kontinuierlichen Transformations-prozessen ausgesetzt, können über die alternative Verteilung von Handlungsmacht Subjekt-Objekt-Dichtotomien bzw. entsprechende Hierarchien obsolet werden. Diese Ansätze des New Materialism, sollen im Hinblick auf die materiellen Bedingungen emanzipatorischer Handlungen kritisch reflektiert werden. Schließen