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Lektürekurs
WiSe 16/17: L Der Streit um den Viktoria-Altar
Fritz Felgentreu
Kommentar
Im Jahre 29 v. Chr. ließ Augustus in der römischen Kurie ein Bild der Göttin Viktoria und zu ihren Füßen einen Altar aufstellen, der in den Senatssitzungen regelmäßig für sakrale Handlungen verwendet wurde. Während des Rom-Besuches des christlichen Kaisers Constantius II. im Jahre 357 wurde der Altar erstmals vorübergehend aus der Kurie entfernt. 382 ließ Gratian, der erste Kaiser, der es ablehnte, den Titel "Pontifex Maximus"
zu führen, den Altar auf Dauer abräumen. Diese Verfügung wurde sowohl von paganer als auch von christlicher Seite als wichtiger symbolischer Schritt auf dem Wege zur vollständigen Christianisierung des Reiches aufgefasst.
Als Wortführer der paganen Senatsaristokratie wandte sich im Jahre 384 der Stadtpräfekt Q. Aurelius Symmachus in Form einer Relatio (offizielles Sendschreiben eines Präfekten) an Gratians Nachfolger Valentinian II. und bat ihn, den Altar wieder aufstellen zu lassen. Dagegen intervenierte erfolgreich Ambrosius, der Bischof von Mailand, mit zwei Briefen an den jungen Kaiser.
Die 3. Relatio des Symmachus und der 17. und 18. Brief des Ambrosius sind Hauptquellen für die geistigen und politischen Konflikte, die den Prozess der Christianisierung des Römischen Reiches begleiteteten. Weil Symmachus und Ambrosius Grundfragen von religiöser Toleranz und des Verhältnisses von Staat und Religion verhandeln, bleibt ihr auf höchstem literarischem und intellektuellem Niveau ausgetragener Streit gerade heute, in einer Zeit, in der der wachsende Einfluss des politischen Islam den westlichen Säkularismus herausfordert, von hoher Relevanz. Auch für den Schulunterricht hat der Streit um den Viktoria-Altar spannende Impulse zu bieten.
In der Lektüre werden wir uns außer Symmachus und Ambrosius auch Passagen zur Rezeption des Streits um den Viktoria-Altar in der zeitgenössischen Dichtung bei Prudentius (Contra Symmachum) und Claudian (c. 28) vornehmen.
Zur Einführung und zur Vorbereitung auf die erste Sitzung sind die Kapitel zu Symmachus, Ambrosius, Prudentius und Claudian in der Literaturgeschichte von Michael von Albrecht zu lesen.
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Literaturhinweise
Ausgaben:
- Symmachus: O. Seeck, Berlin 1883 (MGH AA 6, 1) (NB: kompletter Download bei archive.org zugänglich! Da diese nach wie vor solide Ausgabe kostenlos erhältloch ist, werden wir sie zur Grundlage der Lektüre machen.)
- Ambrosius: O. Faller, Berlin 1968 (CSEL 82, 1)
- Prudentius: M.P. Cunningham, Turnhout 1966 (CC 126)
- Claudian: J.B. Hall, Leipzig 1985
Kommentare:
- R. Klein, Der Streit um den Viktoriaaltar, Darmstadt 1972 (Symm. u.
Ambr., mit Übs.)
- F. Canfora, L'altare della Vittoria, Palermo 1991 (Symm. u. Ambr., mit
Übs.)
- Claud. c. 28: M. Dewar, Oxford 1996
Zur Einführung:
- M. Fuhrmann, Rom in der Spätantike, Zürich 1994 (zur Anschaffung empfohlen!)
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15 Termine
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