14002 Proseminar

WiSe 16/17: Selbstbekenntnis, Avantgarde und Klassenkampf. Die Literatur im Japan der 1920er Jahre

Martha Christine Menzel

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

Regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit, Lektüre der vorzubereitenden Primär- und Sekundärtexte, Referat (20 Min.), Hausarbeit (http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/oas/japanologie/files/hausarbeiten_kultlit.pdf) Schließen

Kommentar

Nach der Veröffentlichung von Tayama Katais Erzählung Futon (Das Bettzeug, 1907) entwickelte sich die literarische Form der shishōsetsu (Ich-Erzählung) zur dominierenden Erzählform der modernen japanischen Literatur. Die Gattung zeichnet sich dadurch aus, dass der Autor in autofiktionaler Form das eigene Erleben als literarisches Bekenntnis verarbeitet, indem er seine inneren Abgründe unter einer dünnen Hülle aus Fiktion so detailgetreu wie möglich ausleuchtet. In den 1920er Jahren galt die Ich-Erzählung als anerkanntes Ideal in den Kreisen des literarischen Establishments (bundan). Gegen dieses Postulat ungeschönter Authentizität regte sich in den 1920er Jahren und gerade nach dem großen Kantō-Erdbeben 1923 zunehmend Widerstand. Die Shinkankaku-ha („Gruppe Neue Wahrnehmung“), die sich auf die westlichen Avantgarden berief, stellte mit Blick auf den Konstruktivismus die Möglichkeit einer authentischen Wiedergabe der Wirklichkeit durch das Medium Literatur bewusst in Frage. Ihre frühen Texte waren gezielte Angriffe auf die Ich-Erzählung und wurden von der etablierten zeitgenössischen Literaturkritik als unerhörte Skandale empfunden. Gleichzeitig forderte die aufstrebende Proletarische Literaturbewegung (Puroretaria bungaku undō) das Ende einer Literatur der Selbstbeschauung und setzte sich dafür ein, Literatur als Waffe im Klassenkampf einzusetzen. Shinkankaku-ha und Proletarische Literaturbewegung eint ihre Ablehnung der Ich-Erzählung als Erzählform, gleichzeitig aber trennt sie die Einschätzung zur Funktion von Literatur: Soll sie „nur“ eine mediale Reflektion der modernen Gesellschaft sein, die sie hervorgebracht hat oder muss sie sich zum politischen Instrument emanzipieren? Und gibt es überhaupt eine objektive Wahrheit, die die Literatur abbilden kann? Im Rahmen des Proseminars sollen literarische Texte aus den drei oben genannten Strömungen gelesen und in Verhältnis zueinander diskutiert werden (u.a. Werke von Tayama Katai, Kasai Zenzō, Shiga Naoya, Hayashi Fumiko, Yokomitsu Riichi, Kawabata Yasunari, Kobayashi Takiji, Hayama Yoshiki und Tokunaga Sunao). Unter Berücksichtigung des kulturgeschichtlichen Kontextes soll so ein tieferes Verständnis der literarischen Diskurse zur Form und Funktion von Literatur erarbeitet werden, auch unter Berücksichtigung von Gender- und Diversity-Aspekten. Neben der Wiederholung, Übung und Anwendung philologischer Analysemethoden bietet das Proseminar die Möglichkeit, sich mit zentralen literaturtheoretischen Fragen der japanischen Vorkriegsliteratur zu befassen und einige der wichtigsten Akteure dieser Zeit kennenzulernen. Die Texte werden alle in englischer oder deutscher Übersetzung gelesen. Schließen

Literaturhinweise

Fowler, Edward (1988): The rhetoric of confession. Shishōsetsu in early twentieth-century Japanese fiction. Berkeley, Los Angeles, London: California University Press; Hackner, Thomas (2001): Futurismus in Japan: Die Rezeption der historischen Avantgarden. München: Iudicium; Hijiya-Kirschnereit, Irmela (2005): Selbstentblößungsrituale. Zur Theorie und Geschichte der autobiographischen Gattung “Shishôsetsu“ in der modernen japanischen Literatur. Mit einem Vorwort zur Neuausgabe. München: Iudicium; Gössmann, Hilaria (1996): Schreiben als Befreiung: Autobiographische Romane und Erzählungen von Autorinnen der proletarischen Literaturbewegung Japans. Wiesbaden: Harrassowitz; Schamoni, Wolfgang (1973): Linke Literatur in Japan. München: Seminar für Japanologie. Weiterführende Literatur zu den einzelnen Sitzungen entnehmen Sie bitte dem Seminarplan. Schließen

15 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mo, 17.10.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 24.10.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 31.10.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 07.11.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 14.11.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 21.11.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 28.11.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 05.12.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 12.12.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 09.01.2017 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 16.01.2017 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 23.01.2017 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 30.01.2017 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 06.02.2017 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Mo, 13.02.2017 14:00 - 16:00

Dozenten:
Martha-Christine Menzel

Räume:
1.2058 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)

Studienfächer A-Z