16701 Hauptseminar

WiSe 16/17: Exemplarische Lektüren: Johann Gottfried Herder

Bernadette Grubner

Kommentar

Johann Gottfried Herder hat auf die deutschsprachige Philosophie und Ästhetik bis weit ins 20. Jahrhundert hinein einen außerordentlich großen Einfluss ausgeübt. Die Auseinandersetzung mit seinem Werk ist allerdings durch hartnäckige Vorbehalte verstellt: Nicht nur seien seine Texte höchst voraussetzungsreich, Herder verunklare zudem die eigenen Thesen durch metaphorisches, bisweilen paradoxes Schreiben und entwickle keinerlei begriffliche Systematik - kurz, sein Werk gilt als schwer verständlich. Umso wichtiger ist es, seine Texte unter Berücksichtigung ihres geistesgeschichtlichen Kontextes zu lesen.

Im Seminar werden wir uns besonders auf den Zusammenhang von Anthropologie und Ästhetik konzentrieren, der nicht nur Herders Denken prägte, sondern auch wichtige Debatten durchzog, die die Geisteswelt des 18. Jahrhunderts beschäftigten. Im Zentrum der Anthropologie(n) dieser Zeit stand eine Auseinandersetzung mit dem Körper bzw. der Sinnlichkeit, die gegen die rationalistischen Philosophien als Quelle der Erkenntnis rehabilitiert wurde. "Empfindung" wurde zum Leitbegriff der anthropologisch fundierten Ästhesiologie (Theorie der Erfahrungssinne) wie auch der philosophischen Ästhetik in der Nachfolge Baumgartens. Auch Herder stellt die Sinneserfahrung und ihre Erkenntnisleistung ins Zentrum seines Nachdenkens über Sprache, Kultur, Kunst und Geschichte.

Vor diesem Hintergrund werden wir uns mit drei seiner Texte ausführlich beschäftigen: Im 1769 entstandenen, aber erst posthum veröffentlichten "Vierten Kritischen Wäldchen" arbeitet Herder eine eigene Konzeption der Ästhetik aus, die auf der Physiologie der Sinne gründet. Indem die Erkenntnisleistung der Sinnesorgane mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit (und des Individuums) verknüpft wird, erhält diese Konzeption zugleich eine historisch-anthropologische Dimension.

In der "Abhandlung über den Ursprung der Sprache" (1772) lässt Herder Sprache und sinnliche Wahrnehmung in eins fallen: Die Gliederung des sinnlich Wahrnehmbaren wird als sprachlicher Prozess begriffen, der es dem instinktungebundenen und daher freien Menschen erlaube, seine Welt überhaupt erst herzustellen. In einem zweiten Schritt werden sodann Geschichte und Gesellschaft im Lichte dieser Sprachtheorie erörtert.

In "Plastik. Einige Wahrnehmungen über Form und Gestalt aus Pygmalions bildendem Traume" (1778) wird der Tastsinn als derjenige Sinn ausgewiesen, der eine Selbstvergewisserung des Subjekts als Körper und eine primäre Wirklichkeitserfahrung der fühlbaren Welt der Objekte ermögliche. Daran knüpft sich die Frage, wie sich aus der ursprünglichen haptischen Erfahrung das menschliche Schönheitsempfinden entwickelt, das bei Herder - wie bei vielen seiner Zeitgenossen - eine zentrale Rolle für die Bildung des Einzelnen zum "ganzen Menschen" spielt. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Die Abschnitte zu den o.g. Texten im "Herder Handbuch", hrsg. v. Stefan Greif, Marion Heinz u. Heinrich Clairmont (Paderborn: Fink 2016).

16 Termine

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Di, 18.10.2016 10:00 - 12:00

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