WiSe 16/17: Seminar: IT-Sicherheit
Volker Roth
Kommentar
Cyberkrieg wird als fünfte Dimension der Kriegsführung bezeichnet. Viele Staaten bereiten ihn intensiv vor. Dabei geht es nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch um Angriffe und Gegenangriffe. Details werden geheim gehalten. Für den Fall erheblicher Schäden wird Vergeltung auch in der physischen Welt angedroht, was dazu führen kann, dass Cyberkrieg zu einem konventionellen Krieg eskaliert. Es ist geboten, nach Möglichkeiten zu suchen, die Risiken eines Cyberkrieges vorbeugend einzudämmen.
Bei physisch wirkenden Waffen und Streitkräften haben die Staaten Ungleichgewichte und Instabilität durch Rüstungskontrolle abgebaut. Im Vorfeld und zur Unterstützung haben sich vertrauensbildende und Transparenz-Maßnahmen bewährt. Für das Zustandekommen von Begrenzungen, aber auch vertrauensbildender Maßnahmen, ist es essentiell, dass die Vertragsstaaten verlässlich überprüfen können, ob die Partner die vereinbarten Regelungen einhalten. Im konventionellen Bereich haben sich
hierzu geeignete Mechanismen etabliert. Im Cyberraum funktionieren die konventionellen Ansätze jedoch nicht:
1. Staatliche Akteure können sich hinter nicht-staatliche Akteure verstecken.
2. Die Attribution eines Angriffes ist schwer bis unmöglich, insbesondere wenn gezielt ein anderer Angreifer vorgetäuscht wird.
3. Cyberwaffen können nicht durch Beobachtung von außen erkannt werden, sie sind leicht duplizierbar und einsetzbar, eine Zählung oder Einsatzkontrolle in Echtzeit ist nicht realisierbar.
4. Es ist nur ein kleiner Schritt vom Eindringen in ein Computersystem zum Zweck der Spionage hin zum Zweck der Sabotage.
Insbesondere aufgrund des vierten Punktes rücken die Nachrichtendienste gegenüber konventionellen Militärs in den Vordergrund. Bisher erscheint eine Rüstungskontrolle im Bereich des Cyberwar wenig aussichtsreich. Erschwerend kommt hinzu, dass die notwendige Debatte dieses Themas zumeist auf politischer und diplomatischer Ebene erfolgt, der notwendige technische Sachverstand jedoch häufig nur durch Interessensgruppen beigesteuert wird.
In diesem Seminar soll das Thema Cyberwar im Vergleich zur konventionellen Rüstungskontrolle aufgearbeitet und debattiert werden. Zentrale Fragen sind, ob technische Maßnahmen zur Kontrolle von Cyberwar überhaupt denkbar sind oder ob alternative Maßnahmen existieren, mit denen ein Mindestmaß an Eindämmung der Risiken erreichbar ist. Hierfür sollen die Seminarteilnehmer Literatur aus folgenden Bereichen studieren und vor dem Hintergrund ihres technischen Sachverstandes interpretieren, vergleichen, bewerten und Vorschläge erarbeiten: Cyberkrieg, Kontrolle von Geheimdiensten, geheimdienstliche Spionage, konventionelle Rüstungskontrolle.
Das Seminar richtet sich an Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter mit ausgeprägtem technischen Sachverstand und starkem Interesse an gesellschaftspolitischen Themen. Die Teilnahme von Studenten aus den Fachbereichen Politik und Recht ist willkommen. Eine Reihe von externen Vortragenden mit Expertise zu den oben genannten Themen ist geplant. Einige Seminartermine werden deswegen an Samstagen oder spät an Freitagen stattfinden müssen, um den Vortragenden neben ihrer beruflichen Tätigkeit den Vortrag zu ermöglichen.
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