16455 Hauptseminar

WiSe 16/17: „The Empire Never Ended“: Phantasmen des Totalitarismus

Björn Quiring

Hinweise für Studierende

Das Seminar wird als Blockseminar gehalten. Nach einer Vorbesprechung am 2. 12. werden zwei Wochenendseminare stattfinden, das erste am 16. und 17. 12, das zweite am 6. und 7. 1., jeweils von 10 Uhr bis 18 Uhr. Schließen

Kommentar

In ihrer Studie Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft hat Hannah Arendt herausgearbeitet, dass Phantasmen und Fiktionen das Funktionieren totalitärer Regime entscheidend bestimmen. Sie geht so weit, das von den Nazis beherrschte Deutschland als „fiktive Welt“ zu bezeichnen. Das Ziel der Diktatur ist, bestimmte Fiktionen gewaltsam in Wirklichkeit umzusetzen; Arendt hat für dieses Verfahren den Begriff des „Wahrlügens“ geprägt. Sie weist auch auf das Problem hin, dass die demokratische Gesellschaft auf diese epistemische Herausforderung bisher keine befriedigenden Antworten gefunden hat, weshalb totalitäre Fiktionen nach wie vor auf demokratische Ordnungen übergreifen. Das Seminar beschäftigt sich mit Strategien der Literatur, mit dieser Persistenz des Totalitarismus umzugehen, und nimmt dazu speziell das Genre der alternative history in den Blick. Die Untersuchung wird sich exemplarisch auf The Man in the High Castle von Philip K. Dick konzentrieren. Dieser Roman schildert eine Welt, in der Nazideutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben; durch die Entfaltung eines komplexen Spiels von Fiktionalitätsmarkierungen und Realitätseffekten suggeriert er dabei immer wieder die Durchlässigkeit der Erzählung auf die „reale“ Welt. Mögliche Verbindungen des Romans zu Arendts Studie sind bisher nicht analysiert worden, obwohl man weiß, dass Dick Arendt gelesen hat. Im Spätwerk von Philip K. Dick wird derselbe Topos unter theologischem Vorzeichen wiederbelebt: Gott selbst erscheint hier als totalitärer Diktator einer „Iron Prison World“. Spätantike gnostische Motive, die die Welt als Resultat einer kosmischen Katastrophe, aber auch als Illusion auffassen, werden in diesem Kontext wiederbelebt und auf die Traumata des 20. Jahrhunderts bezogen. Der zweite Teil des Seminars widmet sich diesen Bezügen anhand von Dicks Roman Valis und einigen Auszügen aus der Studie Gnosis: Die Botschaft des fremden Gottes von Hans Jonas. Schließen

Literaturhinweise

Vorbereitend sind zum 16. 12. erstens The Man in the High Castle zu lesen, zweitens der dritte Teil von Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft von Hannah Arendt („Totale Herrschaft“). Die zur Anschaffung empfohlenen Ausgaben sind: Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, München/Zürich: Piper, 1986 ff. Philip K. Dick, The Man in the High Castle, London: Penguin, 2001 ff. Philip K. Dick, VALIS, New York: Mariner, 2011. Schließen

Zusätzliche Termine

Fr, 02.12.2016 14:00 - 16:00

Dozenten:
PD Dr. Björn Quiring

Räume:
KL 29/139 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

Fr, 16.12.2016 10:00 - 18:00

Dozenten:
PD Dr. Björn Quiring

Räume:
JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

Sa, 17.12.2016 10:00 - 18:00

Dozenten:
PD Dr. Björn Quiring

Räume:
JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

Fr, 06.01.2017 10:00 - 18:00

Dozenten:
PD Dr. Björn Quiring

Räume:
JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

Sa, 07.01.2017 10:00 - 18:00

Dozenten:
PD Dr. Björn Quiring

Räume:
JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

Studienfächer A-Z