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Einführung
WiSe 16/17: Das Opfer in Literatur, Kunst und Kulturtheorie der Moderne
Susanne Gödde
Kommentar
In der Kulturtheorie der Moderne, aber auch in den Künsten, insbesondere um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, wurde das Opfer immer wieder einerseits als Figur der (Be-)Gründung von Gesellschaft, andererseits als Inbegriff symbolischer Prozesse gefaßt. Der Mord am Vater oder der Ausschluß des Ausgestoßenen – so etwa bei Freud und Girard – kanalisiere die Gewalt der Menge und führe zu einer Befriedung des Innern, ja zu einer ‚Heiligung‘ des ‚Geopferten‘ und damit zu einer religiösen Struktur. In anderer Hinsicht denkt etwa Hugo von Hofmannsthal in seinem Gespräch über Gedichte (1903) darüber nach, inwieweit Bedeuten an sich etwas Gewaltsames ist, wenn er den Akt der poetischen Symbolisierung mit der Tötung des Opfertiers analogisiert. Diese und weitere Überformungen der Opferidee in theoretischen und künstlerischen Entwürfen sollen im Seminar diskutiert werden. Der Fokus liegt dabei auf Fragen der Auratisierung von Gewalt und Destruktion, auf Vorstellungen von Magie sowie auf ästhetischen und lebensphilosophischen Konzepten vom Leben. Neben den genannten Autoren werden die klassischen Entwürfe von William Robertson Smith, James George Frazer und Marcel Mauss behandelt, aber auch jüngere Arbeiten zur Theorie des Opfers; aus dem Bereich der Literatur stehen, neben Hofmannsthal, u.a. Rudolf Borchardt, Thomas Mann und Gerhart Hauptmann auf dem Programm. Des weiteren erarbeiten wir die performative – musikalische und tänzerische – Ästhetik des Opfers in Strawinskys Ballettmusik Le Sacre du Printemps, insbesondere in der choreographischen Umsetzungen durch Pina Bausch. Eine zentrale, das Seminar durchziehende Frage wird sein, in welchem Maße Theoretiker und Künstler sich pagane, christliche oder auch außereuropäische, etwa indische, Figurationen des Opfers aneignen. Zu Beginn des Semesters wird ein Reader zur Verfügung gestellt. Schließen
Literaturhinweise
Brittnacher, Hans-Richard: Erschöpfung und Gewalt. Opferphantasien in der Literatur des fin de siècle, Berlin 2001. / Cancik-Lindemaier. Hildegard: Opferphantasien. Zur imaginären Antike der Jahrhundertwende in Deutschland und Österreich, in: Hildegard Cancik-Lindemaier: Von Atheismus bis Zensur. Römische Lektüren in kulturwissenschaftlicher Absicht, hg. v. Henriette Harich-Schwarzbauer und Barbara von Reibnitz, Würzburg 2006, 193-209 (zuerst 1987). / Carter, Jeffrey (Hg.): Understanding Religious Sacrifice. A Reader, London, New York 2003, Nachdruck: 2006. / Honold, Alexander, Bierl, Anton, Luppi, Valentina (Hg.): Ästhetik des Opfers. Zeichen / Handlungen in Ritual und Spiel, München: Fink 2012. Schließen
16 Termine
Zusätzliche Termine
Mi, 04.01.2017 18:00 - 20:00
Räume:
2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)
Räume:
2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23-25)
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 19.10.2016 16:00 - 18:00
Mi, 26.10.2016 16:00 - 18:00
Mi, 02.11.2016 16:00 - 18:00
Mi, 09.11.2016 16:00 - 18:00
Mi, 16.11.2016 16:00 - 18:00
Mi, 23.11.2016 16:00 - 18:00
Mi, 30.11.2016 16:00 - 18:00
Mi, 07.12.2016 16:00 - 18:00
Mi, 14.12.2016 16:00 - 18:00
Mi, 04.01.2017 16:00 - 18:00
Mi, 11.01.2017 16:00 - 18:00
Mi, 18.01.2017 16:00 - 18:00
Mi, 25.01.2017 16:00 - 18:00
Mi, 01.02.2017 16:00 - 18:00
Mi, 08.02.2017 16:00 - 18:00
Mi, 15.02.2017 16:00 - 18:00