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WiSe 16/17: (PS) Einführung in Mischna und Talmud

Christiane Tzuberi

Kommentar

Die Mischna (dt. "Wiederholung") ist die Grundlage des Babylonischen Talmuds, der "mündlichen Torah". Neben der "schriftlichen Torah" - der hebräischen Bibel - ist sie damit das zweite normative und kanonische Standbein des rabbinischen Judentums. Die Mischna ist ein Dokument, welches die Fragen, die an die menschliche (und speziell, die jüdische) Existenz gestellt werden, zu beantworten versucht. Der Modus, in dem dies geschieht, erscheint einem zeitgenössischen Leser oft unbekannt oder vielleicht auch unpassend: Die Mischna konstruiert diverse Rechtsfälle ("wenn…, dann…"), ist jedoch kein Rechtstext im modernen Sinne: Sie tradiert abweichende Meinungen, und beschäftigt sich intensiv auch mit faktisch fiktiven Szenarien. Im rabbinischen Kommentar zur Mischna, der Gemara, entwickelt sich schließlich ein dialogisches Kaleidoskop verschiedener Rechtsauslegungen, kunstvoll ineinander gewoben mit narrativen Elementen und Midrashim. Wir werden in diesem Seminar Texte der Mischna und der Gemara lesen und ein besonderes Augenmerk auch auf das "Nicht-Geschriebene" richten: Wer spricht? Wer sind die Zuhörer? Welchen Effekt und welche Funktion hat das Gesagte? Begleitend zur Lektüre der Primärtexte werden wir auch moderne Forschungsarbeiten zur Mischna lesen und besprechen, und so einen (sehr kleinen) Einblick in die "mündliche Torah" bekommen. Schließen