17616
Undergraduate Course
WiSe 16/17: Gebrauchsfilme und Verhaltensänderung: Feel-Bad-Movies im Auftrag des Gemeinwohls
Thomas Scherer
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Das Seminar wird sich mit den Inszenierungsstrategien von Gebrauchsfilmen auseinandersetzen. Dabei geht es weniger um politische Propagandafilme, sondern um solche, die alltägliche Handlungsweisen im Namen des Gemeinwohls beeinflussen sollen: Von Hygienefilmen aus der Weimarer Republik über amerikanische Verkehrssicherheitsfilme aus den 1950er Jahren, die prägend für das Genrekino wurden, bis hin zu zeitgenössischen Social Advertisements zu Themen wie Spielsucht, Videopiraterie oder Teenager-Schwangerschaften, die mit starken moralischen Gefühlen (insbesondere Schuld und Scham) arbeiten. In Anlehnung an den Soziologen Joseph R. Gusfield werden wir im Seminar eine eigene Perspektive auf solche Gebrauchsfilme entwickeln, und diese zunächst so betrachten als ob sie Kunst- und Spielfilme wären. Dadurch soll ihre ästhetische Gestaltung in den Fokus gerückt werden. Insbesondere die Affizierung der Zuschauer sowie der Gebrauch von poetischen und rhetorischen Mitteln wie audiovisuellen Metaphern, Metonymien und Gleichnissen sollen näher betrachtet werden. Flankiert werden diese Analysen von historischen Texten zum Gebrauch von audiovisueller Propaganda in sozialen Fragen, zeitgenössischen Social-Marketing-Handbüchern und Texten, die sich mit der Rolle von negativen Emotionen wie Scham und Ekel in Gebrauchsfilmen auseinandersetzen. Mögliche Einstiegslektüre: Gusfield, Joseph R. (1984): The culture of public problems. Drinking-driving and the symbolic order. Chicago: Univ. of Chicago Press; Jacquet, Jennifer (2015): Scham. Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls. Frankfurt am Main: S. Fischer; Lupton, Deborah (2014): The pedagogy of disgust: the ethical, moral and political implications of using disgust in public health campaigns. In: Critical Public Health 25 (1), S. 4-14. close
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