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WiSe 16/17: Pfaffe Amis & Dil Ulenspiegel

Lorenz Becker

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Der Pfaffe Amis des Strickers (entstanden um 1240) ist verortet in der höfischen Welt des Hochmittelalters, jener idealen Welt, in der es an mindesten zwei Dingen nie mangelt: Tugenden und Reichtum. Dementsprechend treibt es auch der Protagonist dieses Schwankromans, indem er seine Gäste permanent in einer überbordenden Art und Weise bewirtet. Dieser Extremfall von milte führt allerdings dazu, dass er tatsächlich bald pleite ist und nach Möglichkeiten sucht, aus den roten Zahlen herauszukommen. Amis wird so zum Trickbetrüger, der als Arzt, Maler, Kaufmann oder Reliquienhändler seinen Opfern gekonnt das Geld aus den Taschen zieht und ihnen in jeder Situation überlegen ist. Er bleibt bis zu seinem Lebensende erfolgreich und stirbt als Abt mit der Aussicht auf das ewige Leben. Der Pfaffe Amis hinterlässt damit einen Scherbenhaufen an zerbrochenen und bis dahin als stabil geglaubten Ordnungen der höfischen Literatur, den es im Seminar zu sortieren und zu untersuchen gilt.

Knapp 300 Jahre später (1510) erscheint eine Schwanksammlung über einen umherreisenden jungen Mann, der ebenfalls eine Vielzahl an Menschen hinters Licht führt, ihnen Streiche spielt und so jedem, der ihm begegnet, das Leben ein wenig schwerer macht, als es sein müsste. Das Volksbuch von Dil Ulenspiegel steht in einer direkten Beziehung zum Pfaffen Amis, da es vier Schwankepisoden explizit adaptiert und viele weitere hinzufügt. Ob die Streiche und Betrügereien hier dann jedoch oft unter völlig veränderten Vorzeichen geschehen und wie diese anderen Vorzeichen zu beschreiben sind, wird auch Gegenstand des Seminars sein. close

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