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Seminar
WiSe 16/17: John Barclays Argenis und der lateinische Roman
Bernd Roling
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Die Geschichte des Romans beginnt nicht erst mit dem 19. Jahrhundert, sondern hat ihre eigene, frühneuzeitliche und auch lateinische Vorgeschichte. Der erfolgreichste Roman der lateinischen Sprache war die ‚Argenis‘. Ihr Verfasser, John Barclay, der Sohn eines schottischen Juristen, hatte nach einer Jugend in Frankreich am englischen Hof unter King James Karriere gemacht. Nach einer Reihe von Satiren, aber auch einem Kommentar zu den ‚Silvae‘ des Statius glückt ihm im Jahre 1621 ein Geniestreich, eine lange Liebesgeschichte mit den Helden Poliarchus und Argenis in ihrem Zentrum, deren bewegende Abenteuer zwischen Italien und Afrika in fünf Büchern, mit Gedichten untermalt wie die ‚Arcadia‘ Sydneys oder Sannazaros, in denkbar anmutiger lateinischer Sprache geschildert werden. Die ‚Argenis‘ lieferte jedoch weitaus mehr als eine Romanze mit bukolischen Ornamenten, die den Liebenden eine Fülle von Verschwörungen, Intrigen und Mißverständnissen in den Weg legte; sie war auch ein politischer Traktat, der Ratschläge zur Staats- und Menschenführung gab, und eine Allegorie auf die zeitgenössischen politischen Verhältnisse zwischen den großen Monarchien Spanien, England und Frankreich, und die religiösen Konflikte in England selbst. Es fiel leicht, den Text auf mehreren Ebenen zu lesen und ihn doch zu genießen. Barclays Roman hat eine sagenhafte Erfolgsgeschichte zu verbuchen. Nicht nur, daß er so heterogene Werke wie die ‚Utopia‘ des Thomas Morus, Spensers ‚Faerie Queene‘ und die ‚Aithiopica‘ Heliodors zu einem Gefüge vereinigen konnte, Barclay produzierte eine Batterie von Nachfolgewerken, wurde in beinahe jede europäische Sprache der Zeit übersetzt, auch ins Schwedische, Dänische, Ungarische oder Russische, und erlebte allein bis zum Ende des 17. Jahrhunderts mehr als dreißig (!) Neuausgaben. Martin Opitz zeigte sich für die erste deutsche Fassung verantwortlich. Alle Texte werden zur Verfügung gestellt. close
Suggested reading
John Barclay, Argenis (2 Bde.), hg. von Mark Riley – Dorothy Pritchard Huber, Van Gorkum 2004; Karl Friedrich Schmid, John Barclays Argenis. Eine literarhistorische Untersuchung, Berlin 1904; Susanne Siegl-Mucavini, John Barclays ‚Argenis‘ und ihr staatstheoretischer Kontext, Tübingen 1999. close
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