16220 Lecture

WiSe 16/17: V Die römische Rhetorik

Melanie Möller

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Die Zahl der Kritiker der Rhetorik, die ihre Vorurteile vor allem gegenüber deren vermeintlicher Wahrheitsferne und Scheinhaftigkeit ethisch und erkenntnistheoretisch begründen, ist seit den Tagen Platons Legion. Der mit ihrer Genese anhebende alte Streit zwischen Philosophie und Rhetorik hat sich längst zu einem Grundlagenkonflikt um die erkenntnisvermittelnde Funktion von Sprache überhaupt ausgeweitet und betrifft neben der Philosophie jede andere geisteswissenschaftliche Disziplin. Selten hat die Redekunst um ihrer selbst willen Wertschätzung erfahren; wo sie nicht als schärfste Waffe des Erkenntnisskeptizismus betrachtet wird (z.B. bei Gorgias von Leontinoi), erscheint sie oft nur als subsidiäre Disziplin. Erst mit dem Auftreten Friedrich Nietzsches auf der Bühne der rhetorischen Fundamentalisten wandelt sich allmählich die Lage zugunsten der Rhetorik. Für deren „unaufhaltsamen Siegeszug“ im (post)modernen 20 Jahrhundert sind verschiedene Entwicklungen verantwortlich: Neben das erfolgreiche Bemühen um Wiederannäherung von Philosophie und Rhetorik (Gadamer, Adorno, Blumenberg) treten nachhaltige Bestrebungen, den großen Einfluss der Rhetorik auf entscheidende Strömungen der Geistesgeschichte zu dokumentieren (Dockhorn). Endlich wird die Rhetorik auch als Fundus theoretischer Prinzipen ernstgenommen (Mainberger, Groddeck, Dachselt); ihre systematische Erschließung verdankt sich vor allem der Tübinger Rhetorikschule (Ueding, Knape). Den Grundstein für diese vielschichtige Rehabilitation hat allerdings die antike Rhetorik selbst gelegt: Ihn wollen wir freilegen, indem wir uns den entscheidenden Stationen ihrer Entwicklung und ihrem technischen Gerüst schrittweise annähern. Wir werden mit einem historischen Überblick über die wichtigsten antiken Entwicklungsstufen der Redekunst beginnen: Nach einem Blick auf ihre Genese in Sizilien werden wir ausführlicher bei Platons Konflikt mit den sog. Sophisten verweilen, um schließlich zentrale Passagen aus Aristoteles’ „Rhetorik“ in Augenschein zu nehmen. Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt gleichwohl auf der römischen Redekunst: Hier wollen wir uns vor allem mit Ciceros rhetoriktheoretischem Werk befassen, freilich nicht ohne die Herennius-Rhetorik, Quintilians Institutiones oratoriae und spätere Autoren wie Fronto vergleichend zu betrachten. Der historischen Skizze wird sich der Versuch anschließen, einen Überblick über das rhetorische System zu vermitteln: In problemorientierten Zugängen sollen die technischen Grundlagen der Redekunst vorgestellt werden (dazu gehören neben den Teilen und Arten der Rede, den Stilqualitäten, der Status- und Beweislehre vor allem die sog. officia oratoris: Hier handelt es sich um die fünf Arbeitsstadien des Redners, inventio, dispositio, elocutio, memoria und actio, auf deren Grundlage die antike rhetorische Theorie entschlüsselt werden soll). Am Ende wollen wir uns die Frage stellen, wie modern zumal Ciceros homo rhetoricus sein kann: Kommt die Redekunst nicht doch vielleicht schon hier zu sich selbst? close

Suggested reading

M. Fuhrmann, Die antike Rhetorik. Eine Einführung, Düsseldorf u.a. 2003; W. Groddeck, Reden über Rhetorik. Zu einer Stilistik des Lesens, Basel/Frankfurt 1995; J. Knape, Allgemeine Rhetorik. Stationen der Theoriegeschichte, Stuttgart 2000; H.F. Plett, Systematische Rhetorik. Konzepte und Analysen, München 2000; B. Steinbrink/G. Ueding, Grundriß der Rhetorik. Geschichte, Technik, Methode, Stuttgart 1994 close

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