14818 Seminar

WiSe 16/17: Marx, Nietzsche, Freud - und Darwin

Hans Heinrich Stauffacher

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Karl Marx, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud werden im Anschluss an Michel Foucault und Paul Ricœur oft zusammenfassend als „Meister des Verdachts“ und Begründer einer spezifisch modernen „Hermeneutik des Verdachts“ diskutiert. Obwohl eine solche Engführung sehr unterschiedlicher Denkansätze natürlich immer die Gefahr birgt, das jeweils Spezifische zu übersehen, weist sie auf etwas Entscheidendes: Marx, Nietzsche und Freud haben das Denken der Moderne nicht nur durch die radikale Infragestellung vermeintlicher Gewissheiten geprägt, die sich bei allen drei insbesondere auch als radikale Religionskritik manifestiert, sondern vor allem auch dadurch, dass sie auf je eigene Weise den Menschen ein „falsches Bewusstsein“ attestieren: im Hinblick auf religiöse und moralische Vorstellungen, auf das Wesen der sozialen und ökonomischen Welt und auf unser Bewusstsein selbst unterliegen wir laut Marx, Nietzsche und Freud einer Reihe von grundlegenden Täuschungen, die sich auf anthropologische, biologische, historische und psychologische Prozesse zurückführen lassen. Marx, Nietzsche und Freud bieten aber keine einfachen Lösungen im Sinne einer Ersetzung des falschen durch ein richtiges Bewusstsein, der falschen durch eine richtige Weltsicht an, sondern verweisen uns (wiederum in je eigener Weise) auf die Interpretation des Gegebenen, also des „falschen Bewusstseins“ – einer Interpretation die insofern konsequenterweise zur unendlichen Aufgabe wird, als der Verdacht immer auch auf die eigenen Interpretationen fallen muss und auch diese interpretiert werden müssen. Das Denken von Marx, Nietzsche und Freud und insbesondere die jeweiligen Konzepte von Interpretation beruhen dabei nicht zuletzt auf einem stark naturwissenschaftlich geprägten Materialismus. Im Seminar soll daher der Versuch unternommen werden, die „Hermeneutik des Verdachts“ bei Marx, Nietzsche und Freud vom wohl wichtigsten naturwissenschaftlichen Paradigmenwechsel des 19. Jahrhunderts her in den Blick zu nehmen: der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Ziel des Seminars ist dabei nicht so sehr der Aufweis direkter Einflüsse und Bezugnahmen, sondern das Herausarbeiten entscheidender Umbrüche im Denken der Moderne, deren Auswirkungen bis heute kaum zu überschätzen sind. Darüber hinaus versteht sich das Seminar als Einführung in die Grundgedanken von Marx, Nietzsche und Freud close

Suggested reading

Zur Vorbereitung empfohlen: Michel Foucault, „Nietzsche, Freud, Marx“, in: Dits et Ecrits. Schriften in vier Bänden, Bd. 1, Frankfurt am Main 2001, S. 727-742; sowie die Artikel zu Darwin, Marx, Nietzsche und Freud in: Franco Volpi (Hg.): Großes Werklexikon der Philosophie, Stuttgart 1999. close

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