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WiSe 16/17: Nachahmung (Lektüreseminar)

Jan von Brevern

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Hinweis: Das Seminar findet 14-tägig, 4-stündig statt. Erster Termin: 19. Oktober.

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Bis weit ins 18. Jahrhundert war »Nachahmung« ein zentraler Begriff der Kunsttheorie, auf den man sich weitgehend affirmativ beziehen konnte — schließlich hatte ja bereits Aristoteles gefordert, dass die Kunst die Natur nachzuahmen habe. Erst mit den in der Neuzeit einsetzenden Autonomisierungsprozessen der Kunst wird Nachahmung zum ästhetischen Problembegriff, von dem man sich abzugrenzen versucht. »Ja keine Nachahmung der Natur. Die Poesie ist durchaus das Gegenteil« schreibt Novalis im Jahr 1800. Stattdessen werden nun Einbildungskraft und Originalität hervorgehoben. Das ganze 19. Jahrhundert hindurch bemühen sich die Kunsttheoretiker zu beweisen, dass Kunst nicht nur Nachahmung der Natur ist. So wurde der Fotografie gerade mit dem Hinweis, dass sie nur die Natur nachahme, der Kunststatus abgesprochen. Wie lässt sich dieser Bruch in der Geschichte der Ästhetik erklären? Wie Hans Blumenberg beschrieben hat, musste sich der moderne Begriff nicht nur des Künstlers, sondern ganz allgemein des Menschen als schöpferisches Subjekt erst gegen die Doktrin der Nachahmung durchsetzen. Auf der anderen Seite hat die Soziologie seit dem 19. Jahrhundert immer wieder auf der gesellschaftlichen Bedeutung von Nachahmung bestanden. Und etwa zur selben Zeit entdeckt die Biologie die ›Mimikry‹ als erfolgreiche Strategie der Tier- und Pflanzenwelt. Wir werden uns im Seminar Zeit dafür nehmen, einigen ästhetischen, anthropologischen und evtl. auch wissenschaftshistorischen Dimensionen des Nachahmungsbegriffes historisch nachzugehen. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, wohl aber Lust am Denken sowie die Bereitschaft, sich intensiv mit Quellen und anspruchsvoller Forschungsliteratur auseinanderzusetzen. close