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WiSe 17/18: Ansätze pädagogischen Handelns - Vertiefung: Gewalt und Machtmissbrauch durch Fachkräfte in den stationären Hilfen - Eine Auseinandersetzung mit Entstehungsbedingungen und Beschwerdeverfahren auf der Basis aktueller Forschungsarbeiten

Susan Bochert, Friederike Lorenz

Kommentar

Gewaltkonstellationen, wie sie in den letzten Jahren aus Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe bekannt geworden sind, zeigen, dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch pädagogisches Personal kein überwundenes Thema aus der Vergangenheit der Heimerziehung ist. Weiterhin kann auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Formen (gewaltförmiger) Machtmissbrauch durch Fachkräfte in diesen Settings stattfinden. Auf der Grundlage von aktuellen Forschungsarbeiten werden wir uns im Seminar aus zwei Perspektiven mit diesem Phänomen auseinandersetzen.
Im ersten Teil des Seminars (Friederike Lorenz) werden wir der Frage nach den organisationalen Entstehungsbedingungen und Auswirkungen sowie der konzeptionellen Legitimation von Gewaltkonstellationen nachgehen. Dabei werden wir mit Datenmaterial aus einem aktuellen Forschungsprojekt zu systematischer Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Wohngruppen der Eingliederungshilfe (SGB XII) arbeiten. In diesem Fall wurde die Gewalt teamintern legitimiert durch ein Gruppenkonzept, das auf einem behavioralen Therapieansatz beruhte. Auf der Grundlage von Datenmaterialen (Dokumente und Interviews) werden wir uns mit der Frage beschäftigen, wie bei der Ausbildung von gewaltförmigen Praktiken im Alltag von Wohngruppen die Strukturen des Arbeitsfeldes, Organisationskulturen und personale Konstellationen ineinander greifen. Weiter werden wir diskutieren, inwieweit verhaltensmodifizierende Konzepte die Hervorbringung und Legitimation von Gewaltpraktiken zu befördern vermögen. Abschließend werden wir uns mit den Nachwirkungen von Gewaltkonstellationen sowie den Grenzen und Möglichkeiten ihrer Bearbeitung befassen.
Im zweiten Teil des Seminars (Susan Bochert) werden wir uns mit Beschwerdeverfahren in stationären Einrichtungen beschäftigen. Diese gelten seit dem Bekanntwerden von Fällen von (sexueller) Gewalt durch Fachkräfte sowie deren Aufarbeitung als zentraler Bestandteil des Kinderschutzes in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass eine Vielzahl verschiedener Faktoren Einfluss darauf haben, ob Kinder und Jugendliche vorhandene Beschwerdeverfahren in Anspruch nehmen oder nicht.
Im Seminar werden wir uns mit dem Thema Beschwerdeverfahren auf der Grundlage eines aktuellen Forschungsprojektes auseinandersetzen. Ziel soll es sein, durch die Analyse des Interviewmaterials der Studie die Komplexität der Thematik zu erfassen und wesentliche Einflussfaktoren der Inanspruchnahme von Beschwerdeverfahren durch Kinder und Jugendliche zu identifizieren, um auf dieser Grundlage ein eigenes Beschwerdeverfahren zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus auch auf dem Kennenlernen des Forschungsprozesses einer wissenschaftlichen Studie. Schließen