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Vorlesung
WiSe 17/18: Alexanderdichtung
Ralf Schlechtweg-Jahn
Kommentar
Nicht erst die Moderne begeistert sich für ‚große Männer‘, sondern auch schon das Mittelalter.
Zu den offenbar faszinierendsten Personen gehörte dabei Alexander der Große,
über den in vielen, auch außereuropäischen Sprachen und Ländern von England über
Persien bis Malaysia hunderte von Romanen geschrieben wurden und der als historische
Figur auch in den meisten Weltchroniken des Mittelalters auftaucht.
Die mittelalterlichen Alexanderdichtungen, die auf verschiedene spätantike Fassungen der
Lebensgeschichte Alexanders zurückgehen, erzählen dieses Leben allerdings ein wenig
anders, als wir es aus unseren Geschichtsbüchern kennen. So ist Alexander nicht der
Sohn Philipps von Makedonien, sondern der eines ägyptischen Pharaos und Zauberers;
und seine Eroberungszüge enden nicht an der Grenze zu Indien, sondern führen ihn bis
an den Rand der Welt und die Mauern des Paradieses. Dabei begegnet er vielen Wundern
wie goldenen Palästen, Bergen aus Edelstein, wilden Tieren, Menschen und
menschlich-tierischen Mischwesen jeder Art, und nicht zuletzt auch einigen ihn sehr irritierenden
Frauen und Frauenvölkern, wie der Königin Candacis und den Amazonen.
Die Alexandertexte stellen sich so als Schnittstellen zwischen den verschiedensten Diskursen
dar, die in der Vorlesung systematisch zu Wort kommen sollen, um dadurch einen
Einblick in zentrale mittelalterliche Weltbilder zu gewinnen: Raum- und Zeitvorstellungen,
Bilder vom Fremden, Geschlechterkonstrukte sowie Modelle von Macht und Herrschaft.
Darüber hinaus soll die Tradition der Romane über die frühe Neuzeit bis in die Gegenwart
verfolgt werden, denn noch im 20. Jahrhundert sind einige Romane und auch Verfilmungen
der Geschichte Alexanders erschienen, die vom Faschismus bis zur Postmoderne reichen.
Zur kurzweiligen Ferienlektüre empfehle ich den postmodernen Trivialroman von Gisbert
Haefs: Alexander. Den besten wissenschaftlichen Überblick über die deutschsprachigen
Alexanderdichtungen finden sie bei Ehlert, Trude: Deutschsprachige Alexanderdichtung
des Mittelalters. Zum Verhältnis von Literatur und Geschichte. Frankfurt a.M./ Bern/ New
York 1989 (= Europäische Hochschulschriften Reihe I, Bd. 1174) Schließen
15 Termine
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