WiSe 17/18: Narrationen des Anderen: Juden und Christen
Wiebke Rasumny
Kommentar
Das Zusammenleben von Juden und Christen im deutschen Sprachgebiet im Mittelalter und der frühen Neuzeit war geprägt von Ambivalenz: Feindseligkeit und gewaltsame Verfolgung der jüdischen Minderheit durch die christliche Mehrheit einerseits, doch auch positive Kontakte zwischen Juden und Christen, sowohl auf institutioneller als auch auf privater Ebene. Aschkenas, der deutsche Sprachraum, ist für die mittelalterlichen Juden ein positiver Bezugsraum. Die Umgangssprachen Deutsch und Jiddisch ermöglichen über die kulturellen Barrieren hinweg Verständigung, wirtschaftlichen Handel und Wissensaustausch. Die Begegnungen mit dem jeweils Anderen werden in der Literatur immer wieder auf unterschiedliche Weise thematisiert. So finden sich eine Reihe von jiddischen Erzählungen, die den gewaltsamen Tod im Pogrom als Märtyrertod verherrlichen; antijüdische Bilder manifestieren sich beispielsweise in den frühneuhochdeutschen Nürnberger Fastnachtspielen; Erzählungen von Konversionen sollen auf beiden Seiten den eigenen Wahrheitsanspruch polemisch sichern. Auf der Grundlage ausgewählter mittelhoch- bzw. frühneuhochdeutscher und jiddischer Texte wollen wir die narrativ konstruierten Bilder und Gegenbilder des Eigenen und des Fremden untersuchen. Mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Texte werden im Original gelesen, Jiddischkenntnisse sind nicht erforderlich. Bei Interesse der Teilnehmenden kann eine Heranführung an die Lektüre altjiddischer Texte im Original in das Seminar integriert werden.
Scheinerwerb: regelmäßige aktive Beteiligung und Hausarbeit
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