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Proseminar
WiSe 17/18: Tote, Tiere, Heilige: Ökologien des (Ge)Beins in der mittelalterlichen Kunst
Tina Bawden
Hinweise für Studierende
Achtung: geänderte Termine!
Kommentar
Heute vor allem makaber und medizinisch relevant, produzierten Knochen und andere harte Bestandteile der Körper von Tieren und Menschen im Mittelalter Bilder und Vorstellungen, die sehr differenziert waren. In welchen Zusammenhängen und Objektkontexten werden Bein und Gebein für die mittelalterliche Kunstgeschichte relevant? Auf welche sozialgeschichtlichen, ökonomischen und ökologischen Systeme erlauben sie außerdem Rückschlüsse? Das Seminar widmet sich zur Erschließung und Diskussion dieser beiden zentralen Fragen dem Gebein als künstlerisches Material (Knochen, Elfenbein, Walknochen), als bildgenerierendes Kultobjekt (Reliquien), und als Gegenstand der Darstellung (Tod, Transi-Grabmal). Die Beschäftigung mit Knochen führt uns dadurch zu alltäglichen Gegenständen wie z.B. Kämmen, aber auch zu Überbleibseln von Heiligen, zu profanen Kontexten ebenso wie religiösen, zu Körperbildern wie Pretiosen, zu Gegenstandsbereichen der Material Culture ebenso wie zu Filetstücken der traditionellen Kunstgeschichte.
Wir werden den Fokus abwechselnd auf spezifische Objekte und die Beschäftigung mit größeren bild- und kulturgeschichtlichen Kontexten legen. So kann z.B. das frühmittelalterliche, aus Walknochen hergestellte Franks Casket mit seiner komplexen und rätselhaften Ikonographie Einblick geben in die Rolle des Wals und den Walfang bei den Angelsachsen. Die häufig für Buchdeckel im mittelalterlichen Westen wiederverwendeten byzantinischen Elfenbeintäfelchen erlauben uns ebenso nach der Materialikonographie von Elfenbein im religiösen Kontext wie nach der Bedeutung von spolia und Netzwerken des kulturellen Austausches zu fragen. Im späteren Mittelalter wird Elfenbein dagegen z.B. auch in profanen Kontexten der höfischen Liebe eingesetzt. Der für das Mittelalter und die mittelalterliche Kunst so fruchtbare Reliquienkult wiederum beruht maßgeblich auf Knochen als Überbleibsel der Heiligen. Welche religiösen Vorstellungen liegen diesen Fragmenten zugrunde, und wie werden sie durch Reliquiare und Inszenierungen visuell und bildlich an heilige Körper und Lebensgeschichten geknüpft? Schließlich werden wir uns auch mit der Rolle von tatsächlichen und dargestellten Knochen in Begräbniskulturen beschäftigen, mit Grabmälern, Beinhäusern und dem Bild des Todes als Skelett in die Kunst. Ziel ist es, über die Beschäftigung mit dem Material einen Einblick in zentrale und dabei diverse Bildkontexte des Mittelalters (Tod, Tierwelt, Reliquienkult) zu erarbeiten und über das Zusammendenken dieser Kontexte neue Perspektiven der Forschung kennenzulernen bzw. zu eröffnen.
Die Arbeit mit Repliken in der Faksimilesammlung Dr. Detlef Noack sowie ein Ausflug in das Bode Museum sind vorgesehen.
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Zusätzliche Termine
Fr, 20.10.2017 12:00 - 14:00 Fr, 03.11.2017 12:00 - 14:00 Fr, 24.11.2017 12:00 - 14:00 Fr, 15.12.2017 12:00 - 16:00 Fr, 12.01.2018 14:00 - 18:00 Fr, 26.01.2018 12:00 - 15:00 Fr, 02.02.2018 12:00 - 17:00 Fr, 09.02.2018 12:00 - 16:00