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Seminar
WiSe 17/18: MS Lukrez, De rerum natura
Melanie Möller
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Es ist noch nicht lange her, dass Stephen Greenblatt dem epikureischen Freigeist Lukrez und seinem formschönen Lehrgedicht „Über die Natur der Dinge“ ein Denkmal gesetzt hat: In seiner vielbeachteten Studie „Die Wende“ (2011/12) spürt Greenblatt den Bedingungen der Möglichkeit nach, wie ein häretisches Buch, in dem nicht nur die Welt, sondern auch die Götter entzaubert werden, in Zeiten eines dogmatisch verengten Christentums überhaupt tradiert werden konnte.
Nach seiner Wiederentdeckung durch den Humanisten Poggio Bracciolini wurde das Werk des Lukrez noch lange Zeit misstrauisch beäugt. Zwar hat man es als philosopisches Dokument und literarisches Zeugnis zunehmend gewürdigt; richtig gezündet hat es aber erst im 20. Jahrhundert, als man seine intellektuellen und ästhetischen Abgründe gegen positivistische Lehren in Stellung zu bringen wusste. So mancher postmoderne Denker ist der verführerischen Kraft des Atomismus erlegen, in dessen pluralistischer Ausrichtung man einen Weg sah, der Widersprüchlichkeit der Welt zu begegnen (v.a. G. Deleuze). Nach den jüngsten großen Würfen – neben Greenblatts Buch sei auch die Neuübertragung von Klaus Binder genannt (Galiani 2014) – ist es an der Zeit, das denkerische Potential in Lukrezens Werk und in den Texten seiner DeuterInnen auf der Grundlage einer intensiven Lektüre auszuloten. Zu diesem Zwecke wollen wir uns in diesem Seminar mit zentralen Passagen aus den sechs Büchern, bevorzugt den Proömien, befassen.
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Suggested reading
Textgrundlage:
Lucreti de rerum natura libri sex, rec C. Bailey, Oxford 1963
Lektüre zur Vorbereitung:
Stephen Greenblatt, The Swerve. How the World Became Modern. W. W. Norton, New York 2011 (deutsch: Die Wende. Wie die Renaissance begann. Siedler, München 2012)
Brooke Holmes, „Deleuze, Lucretius, and the Simulacrum of Naturalism“, in: Dies./Wilson H. Shearin, ed., „Dynamic Reading. Studies in the Reception of Epicureanism“, Oxford: OUP 2012
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