Der Zweite Weltkrieg ist einer der am besten erforschten Konflikte der neuesten Geschichte. Dies gilt insbesondere für das Gebiet der Sowjetunion, wo das Hauptnarrativ zum „Großen Vaterländischen Krieg“ lange von politik- und militärhistorischen Untersuchungen geprägt war. Insbesondere ab den 1980er Jahren fokussierten HistorikerInnen vermeintlich banale alltägliche Handlungen, um Prozesse der Kollaboration, Widerstandshandlungen, Partisanentätigkeiten und andere Überlebenspraktiken in Besatzungsgesellschaften (Tönsmeyer) zu erklären und unterstrichen dadurch den Charakter des Vernichtungskrieges. Ziele des Seminars: Wir befassen uns kritisch mit problematischen Begrifflichkeiten (Kollaboration, Widerstand) und überlegen uns, wie wir ausgehend von alltäglichen Handlungen eine Gesamtgeschichte des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion erzählen können. Wenn Alltagsgeschichte menschliche (Un-)Taten erklären möchte, wird sie oft für die Vernachlässigung von Ideen kritisiert. Im Seminar wollen wir nach Wegen suchen, wie wir Alltag und Ideologie gleichmäßig in unsere Erzählung vom Zweiten Weltkrieg einbinden. Schließen

Karel Berkhoff: Harvest of Dispair. Life and Death in Ukraine under Nazi Rule, Cambridge 2004. Boris Kovalev: Povsednevnaja žizn’ naselelija Rossii v period nacistskoj okkupacii, Moskva 2011. Catherine Merridale: Ivan’s War. Life and Death in the Red Army, 1939–1945, New York 2006. Timothy Snyder: Bloodlands. Europe between Hitler and Stalin, New York 2010. Schließen