17634 Hauptseminar

WiSe 18/19: Philosophie des Films

Ramón Reichert

Kommentar

Philosophie des Films: Noël Carroll/Arthur C. Danto/André Bazin – Jean-François Lyotard/Gilles Deleuze – Hugo Münsterberg/Laura Mulvey – Maurice Merleau-Ponty/Vivian Sobchack Das Seminar beschäftigt sich mit grundlegenden Problemstellungen der Filmphilosophie. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns einerseits mit zentralen Thesen und Ansätzen dieser vergleichsweise noch jungen Theorieperspektive im erweiterten Hinblick auf ihre Rezeptionsgeschichte, andererseits werden wir den Film selbst als eine Praxis des Nachdenkens und als einen Gegenstand philosophischer Reflexion thematisieren. In diesem umfassenden Sinne verstehen wir das Kino nicht als ein einfaches Instrument der Repräsentation, sondern, wie Jean-Luc Godard am Ende seiner „Histoire(s) du cinéma“ bemerkt, selbst als ‚eine Form, die denkt‘. In einer ersten Annäherung an filmphilosophische Diskurse befassen wir uns zunächst mit philosophischen Gesten, mit denen versucht wird, den Film in seiner ‚Gesamtheit‘ oder in seinem ‚Wesen‘ zu erfassen (Carroll, Danto, Bazin). In Abgrenzung zu dieser ontologisierenden Perspektivierung des Films befassen wir uns mit den Schriften von Jean-François Lyotard und Gilles Deleuze. Lyotards „Anti-Kino“ von 1973 ist für uns spannend, weil er mit gängigen Genrekonventionen und einer stillschweigenden Kanonisierung der Kinokultur bricht, um eine vielversprechende Philosophie des Experimentalfilms in Aussicht zu stellen. Ausgehend von einer vertiefenden Lektüre und Analyse ausgewählter Textpassagen der beiden Kinobücher von Deleuze diskutieren wir den epistemologischen Stellenwert Henri Bergsons für die Konzeption des Aktions-, Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Zeitbildes (Referenzwerk: „Matière et mémoire“). Nicht allein wegen der Aufwertung der Zeit und der Bezugnahme auf die Kategorie ‚Bild’, die beiden gemeinsam ist, wird die semiotische Analyse, die Gilles Deleuze in den zwei Bänden seiner Philosophie des Films vorgelegt hat, im Blick auf die Bergsonsche Philosophie untersucht werden. Die Literaturauswahl beinhaltet maßgebliche und kanonische Texte der Filmphilosophie zum Verhältnis von Film als Apparat und Bild, als Medium und Technik, als Denken/Wissen und Wahrnehmung/Erfahrung. Im Anschluss an Hugo Münsterbergs Theorie des Kinos als Organisationsprinzip psychischer Dispositionen und Blickstrukturen diskutieren wir phänomenologische Kinotheorien und nehmen vertiefende Dialoge mit Maurice Merleau-Ponty, Laura Mulvey und Vivian Sobchack auf, um grundlegende Zusammenhänge zwischen filmischer Wahrnehmung, Blickkulturen, Körperpraktiken und Geschlechterinszenierungen aufzuzeigen. Im Kontext der Theorie des filmischen Denkbildes gehen wir in weiterer Folge davon aus, dass die Kinematographie – u.a. mit Hilfe von Vor- und Rückblenden, Zeitraffer und Zeitlupe – in die Bereiche des Gedächtnisses oder des Traumes vordringt und uns auf diese Weise Welten jenseits der aktuellen Wahrnehmung visuell erlebbar macht. Daran anknüpfend, werden die verschiedenen Spielarten der ‚Lust am Schauen‘ und des ‚ausbeutenden Blicks‘, welche innerhalb der feministischen Filmphilosophie als Voyeurismus-Theorien großen Raum einnehmen, ausführlich thematisiert. Ausführliche Filmsichtungen und Case Studies ergänzen die Textlektüre und sollen die Frage nach dem Filmischen mit der Heterogenität seiner Darstellungsweisen konfrontieren. Die Studierenden erhalten in der ersten Sitzung eine vertiefende Literaturliste. Die Studierenden erschließen sich einen systematisch-fundierten und historisch-vergleichenden Überblick über zentrale Fragen der philosophischen Filmtheorie und verfügen über differenzierte Analysebegriffe. Sie kennen grundlegende filmwissenschaftliche Fragestellungen, ausgewählte Ansätze und methodische Zugänge der Filmtheorie. Sie sind fähig, die erworbenen Kenntnisse in Fallanalysen anzuwenden und insbesondere aktuelle Entwicklungen der filmphilosophischen Theoriebildung in interkulturellen, diskursanalytischen, medien- und kulturtheoretischen Denktraditionen zu reflektieren (Anwendung und Verknüpfung). Im Seminar werden eine Vielzahl didaktischer Mittel eingesetzt: Vortrag, Gruppendiskussion und selbständiges wissenschaftliches Arbeiten in Form eines Gruppenreferates/Einzelreferates sowie eines schriftlich verfassten Kommentars zu einer im Seminar erarbeiteten Textpassage. Schließen

5 Termine

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Fr, 02.11.2018 11:00 - 16:00

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