17502 Vorlesung

WiSe 18/19: Zeichen des Theaters

Matthias Warstat

Kommentar

Die Theatersemiotik geht traditionell von der Idee aus, dass Theateraufführungen aus verschiedenartigen Zeichen bestehen und wie Texte – allerdings der besonderen Art – analysiert werden können. Sie hat ihre Wurzeln im Prager Strukturalismus der 1930er Jahre und erlebte ihre Blütezeit in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als in Frankreich, den USA und Deutschland etwa zeitgleich umfangreiche Theoriewerke zur Zeichenstruktur des Theaters erschienen. Ein wichtiges Ergebnis dieses zeichentheoretischen Theorieschubs war die Entwicklung der Aufführungsanalyse als eigenständiger Methode der Theaterwissenschaft. In den Jahrzehnten danach wurde es merklich stiller um die Theatersemiotik. Ihr wurde vorgeworfen, in einer falschen Fixierung auf Bedeutungen und Sinnproduktion die eigentliche Erfahrungsdimension von Theater zu verfehlen. Neuere theoretische Strömungen rückten das leibliche Spüren und andere körperliche Aspekte von Theater ins Zentrum oder beschworen Präsenz anstelle von Repräsentation. Seit einiger Zeit erlebt die Zeichentheorie im Theaterdiskurs aber eine Art Renaissance, für die verschiedene Gründe erkennbar sind. So werfen etwa interkulturelle und multilinguale Inszenierungen Fragen des Nichtverstehens auf, die in zeichentheoretischen Kategorien sehr gut beschreibbar sind. Jüngere politische Debatten um das Theater, etwa die Blackfacing-Debatte oder die Diskussion über Theaterprojekte mit Geflüchteten, erweisen sich als Auseinandersetzungen über Repräsentationsfragen, die einen zeichentheoretischen Blick aufs Theater in neuer Weise erforderlich machen. Die Vorlesung soll wichtige Traditionen der Theatersemiotik vorstellen und aktuellen Anschlussmöglichkeiten nachgehen. Schließen

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