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Übung
WiSe 18/19: Tanzdramaturgie
Stefan Hölscher
Hinweise für Studierende
Beachten Sie bitte, dass die Wochenendtermine dieses Seminars in der Silberlaube stattfinden.
Kommentar
In dieser Übung werden wir uns mit dem Zusammenspiel von Theorie und Praxis in den Dramaturgien des zeitgenössischen kontinentaleuropäischen Tanzes seit den 1990ern befassen. Hierbei handelt es sich nicht um eine Dramaturgie für den zeitgenössischen Tanz, sondern um unterschiedliche Dramaturgien, die in jüngerer Zeit auf diesem Feld in Auseinandersetzung mit heterogenen philosophischen Positionen entwickelt wurden. Bis dahin war Tanz als „reine“ Bewegung und Metapher für das Denken oftmals die wohl theorieresistenteste Kunstform überhaupt, obwohl bereits in den 1960ern Yvonne Rainer und andere Mitglieder des legendären Judson Church Theatres in New York mit dem bis heute dominierenden kinästhetischen Paradigma gebrochen hatten und sich an anderen Künsten, in erster Linie der Bildenden Kunst, orientierten, um alternative Ästhetiken zu entwickeln.
Hiervon sicherlich geprägt, zeichnete sich innerhalb der Choreographie vor rund zwei Jahrzehnten eine weitreichende Hinterfragung ihres modernistischen Erbes ab: Während Tanz demnach allein die Tätigkeit rhythmisch bewegter Körper in Raum und Zeit bezeichnet, öffneten ihn damals so verschiedene Akteure wie bspw. Jérôme Bel, Jonathan Burrows, Boris Charmatz, Alice Chauchat, Bojana Cvejic, Mette Ingvartsen, Thomas Plischke, Jan Ritsema, Mårten Spångberg, Petra Sabisch, Tino Sehgal oder Xavier le Roy gegenüber heterogenen Problematiken, Verfahrensweisen und Tätigkeitsformen.
Ihren Tanzdramaturgien gemeinsam war von Anfang an und ist nach wie vor die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Theorie als festem Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis. Zunächst kamen neue Konzepte von Choreographie und Tanz in Auseinandersetzung u.a. mit Roland Barthes Überlegungen zum „Tod des Autors“, dekonstruktivistischen Ansätzen und dem sogenannten „performative turn“ auf, während für andere eher das Denken von Gilles Deleuze und Félix Guattari von zentraler Provenienz war. In den 2000ern erhielten dann Affektheoretiker wie Brian Massumi und zuletzt, in den 2010ern, eine unter dem geschickt platzierten Label des Spekulativen Realismus versammelte Strömung Einzug, um die Verfahrensweisen von Choreographie und Tanz zu erweitern und verschiedenen Problematiken gegenüber zu öffnen.
Die als Blockveranstaltung organisierte Übung adressiert alle an der Dramaturgie von Choreographie und Tanz interessierten Studierenden. Sie startet mit einem Panorama über die Praktiken des Judson Church Theatre in den 1960ern und dessen Beziehung zur Bildenden Kunst (Yvonne Rainer, Robert Morris etc.), um sich dann – darauf aufbauend – dem Verhältnis zwischen Philosophie und Choreographie seit den 1990ern und bis heute zu widmen. Jede Einheit der Blockveranstaltung beginnt mit einer gemeinsamen Videosichtung und –besprechung, an welche sich gemeinsame Textlektüren anschließen, die konstituierend für die Genealogie der jeweiligen ästhetischen Position sind und zum Zwecke des Scheinerwerbs von zuvor vergebenen, kurzen Impulsreferaten eingeleitet werden.
Für die Bereitstellung der Materialien in einer entsprechenden Dropbox wird um Anmeldung per E-Mail bis spätestens zum 1.11.2018 gebeten unter stefan.hoelscher1@web.de.
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3 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Sa, 17.11.2018 10:00 - 19:00
So, 18.11.2018 10:00 - 19:00
Sa, 15.12.2018 10:00 - 19:00