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WiSe 18/19: Monster, Zauberer, Jedi und Superhelden: Moderne Mythologien aus Sicht der Kultur- und Religionswissenschaft (Lernwerkstatt Kultur I)

Emrys Bell-Schlatter

Kommentar

Science Fiction und Fantasy erfreuen sich wie kein anderes Genre an der Erschaffung neuer Welten, die sich gerne bewußt und provokativ von der Realität ablösen. Zugleich aber mildern sie die Fremdheit ihrer imaginierten Welten ab, indem sie sowohl aktuelle Debatten, Diskurse und Ängste widerspiegeln bzw. kommentieren als auch auf bekannte Mythen vergangener Kulturen zurückgreifen. Die daraus resultierenden „modernen Mythologien“ unterscheiden sich jedoch in einem entscheidenden Punkt von den Mythen, durch die sie sich inspirieren lassen: In antiken Kulturen kennen wir Mythen nämlich als mündliche oder schriftliche Erzählungen, die Heroen und Menschen, Götter und Kosmos – die religiöse Vorstellungswelt also – zum Gegenstand haben und häufig in enger Beziehung zu Kultus und Ritual stehen. Wie wird in modernen Überformungen dieser Mythen mit deren grundsätzlichen Verbindung zur rituellen und religiösen Welt umgegangen, was wird aus den Heroen und Göttern – und warum? Woraus ergeben sich die Kontinuitäten und Transformationen? Wie verhalten sich in Sci-Fi und Fantasy Mythos und Religion, Aufklärung und Technik, Fortschritt und Verhaftung in der Vergangenheit zueinander? Unter Heranziehung gattungs- und mythentheoretischer sowie religionswissenschaftlicher Texte werden wir in dieser Lernwerkstatt Mary Shelleys „Frankenstein“, J. K. Rowlings „Harry Potter“, G. W. Lucas’ „Star Wars“-Filme und Beispiele aus dem Superhelden-Universum analysieren. Mythenbegriffe, Mythenbildung, Rezeption antiker Mythen, Gottes- und Heroenvorstellungen, Archetypen, Auserwählung und soteriologische Figuren, Magie und Religion, Fortschrittsgedanken und Posthumanismus, Schöpfungs- und Kulturmythen (z.B. Prometheus) bilden nur einige Themen, die besprochen werden sollen. Die Lernwerkstatt soll dabei exemplarisch in die wissenschaftliche Analyse eines fachübergreifenden Forschungsgegenstandes sowie in grundlegende Methoden und Arbeitsweisen der Geistes- und Kulturwissenschaften einführen. Gründliche Vorbereitung der Texte, Diskussionsbereitschaft und die Bearbeitung kleiner schriftlicher Aufgaben wird von den TeilnehmerInnen erwartet. Vorschläge und Interessen der TeilnehmerInnen werden in der Lernwerkstatt berücksichtigt. Schließen