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Seminar
WiSe 18/19: Duns Scotus: De primo principio
Bernd Roling
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Eine der entscheidenden Wendungen in der Philosophiegeschichte des Mittelalters ist mit einer als Person kaum faßbaren Gestalt verbunden, dem in Köln verstorbenen schottischen Franziskaner Johannes Duns Scotus (1266–1308), der eine bis weit in die Neuzeit reichende Denkschule begründen sollte. War die Philosophie vor dem Doctor subtilis – vereinfacht gesagt - auf die Theologie hingeordnet und ihren letzten Prinzipien verpflichtet, so sollte sie für Scotus fortan allein den Maximen der Logik unterworfen sein. Was in sich widerspruchsfrei gedacht werden konnte, verlangte Anerkennung. Als Ergebnis seines radikalen Ansatzes konnte Scotus fast alle Philosopheme des Thomas von Aquin durch neue Zugriffe ersetzen. Auf den alten Hylemorphismus der aristotelestreuen Scholastiker antwortete ein Pluralismus der Formen, wie ihn schon seine franziskanischen Vorgänger nahegelegt hatten, auf die alte Abstraktionslehre die Annahme einer konstituierenden und vorgelagerten ‚Diesheit‘, einer Individualität, die nur durch Intuition erkannt werden konnte. Möglichkeit und Wirklichkeit existierten in der Welt nicht mehr nur diachron, sondern synchron und simultan und als Ergebnis einer göttlichen Willensentscheidung. Diese bisweilen herzlich komplexe Philosophie des Duns Scotus konnte in ihrem Echo bis weit zu Leibniz reichen. In diesem Seminar soll die Schrift ‚Über das erste Prinzip‘ gelesen werden, in der sich Scotus vor allem mit der Ontologie, Schöpfungslehre und den Gottesbeweisen seiner Vorgänger auseinandersetzt und sie im Regelfall widerlegt. Sie kann zugleich als ganze in entscheidende Aspekte der Philosophie des Gelehrten einführen.
Literatur: Johannes Duns Scotus, Abhandlung über das erste Prinzip – Tractatus de primo principio, hg. von Wolfgang Kluxen, Darmstadt 2009, Thomas Williams (Hg.), The Cambridge Companion to Duns Scotus, Cambridge 2003.
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