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Seminar
WiSe 18/19: Theresienstadt - Topografien
Natascha Drubek-Meyer
Additional information / Pre-requisites
Mitdozentin: Dipl.-Ing. Uta Fischer
Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der AVL, Germanisten, Zeithistoriker, Politologen, Urbanisten, Denkmalpfleger und alle diejenigen, die an Digital Humanities und/oder Holocaust-Forschung interessiert sind.
Berliner Bohemisten und diejenigen, die Tschechisch, Jiddisch, Hebräisch, Dänisch, Niederländisch lesen können, sind ausdrücklich eingeladen, sich zu beteiligen. close
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Im Rahmen des Seminars setzen wir uns mit den Topografien des nationalsozialistischen Ghettos Theresienstadt, das 1941-45 in Nordböhmen bestand, auseinander. Topografie ist wörtlich das Schreiben über einen Ort, das Erfassen eines Ortes, das in verschiedenen medialen Formen erfolgen kann. Eine der ungewöhnlichsten und umstrittensten Erfassungen dieses Ortes liegt auf Film vor. Wir konzentrieren uns daher auf Formen der Topografie dieser Ghettostadt, die mit ihrer filmischen Repräsentation zusammenhängen bzw. sie dem heutigen Rezipienten erschließen: die damit verbundene ikonisch-zeichnerische Erfassung der gefilmten Orte und dazugehörende verbale bzw. literarische Äußerungen, auch auf der Metaebene.
Ziel ist also eine topografische Erschließung der Drehorte des Films „Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“, der vom “Zentralamt für die Regelung der Judenfrage in Böhmen und Mähren”
in Auftrag gegeben und im Frühjahr 1945 von der Prager Wochenschaufirma Aktualita fertiggestellt wurde. Die überlieferten Fragmente dieses Films gehen auf die Dreharbeiten im Ghetto während des Sommers 1944 zurück. Der Filmdreh mit Hunderten von Ghetto-Insassen fand einige Wochen vor den großen Herbsttransporten statt, die für zahlreiche am Film-Beteiligte – darunter Regisseur Kurt Gerron und Designer Frantisek Zelenka – eine Deportation nach Auschwitz in den Tod bedeuteten.
Als Grundlage für die Verortung ausgewählter Filmszenen dienen Drehbücher, Zeichnungen der Einstellungen vom Drehort sowie die überlieferten Filmstücke und weitere Dokumentationen der Dreharbeiten. Die Teilnehmer der LV beschäftigen sich mit literarischen und (auto)biografischen Quellen, sowie Oral-History-Interviews mit Überlebenden und werten Auszüge im Hinblick auf die genannte Fragestellung aus. Bestandteil des Kurses ist eine Einführung in die an der FU zugänglichen Visual History-Sammlungen, die einen einmaligen, da persönlich vermittelten Einblick in die Materie erlauben (USC Shoa Foundation, http://www.zwangsarbeit-archiv.de/, neuerdings die Fortunoff-Sammlung und
http://www.refugeevoices.fu-berlin.de/).
Hier werden wir auch Fragen der Differenz der individuellen oder Familienerinnerung zur wissenschaftlichen Geschichtsschreibung im Kontext der aktuellen Problematik von alternativen Wahrheiten diskutieren, die gerade im Bereich der Erinnerung an Orte relevant werden.
Schließlich werden die Rechercheergebnisse zu den einzelnen Orten auf einer Karte des Geländes eingetragen, zeitlich zugeordnet und mit ergänzenden Themen/Informationen verknüpft.
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Suggested reading
Adler, H. G. 1958. Die verheimlichte Wahrheit. Theresienstädter Dokumente. Tübingen.
Didi-Huberman, G. 2008. Images in Spite of All. Four Photographs from Auschwitz. Chicago.
Drubek, N. 2016. “The Three Screenings of a Secret Documentary. Theresienstadt Revised.” Ghetto Films and their Afterlife (ed. by Natascha Drubek). Special Double Issue of Apparatus. Film, Media and Digital Cultures in Central and Eastern Europe 2-3. http://dx.doi.org/10.17892/app.2016.0003.51.
Fischer, U., R.Wildberg. 2011. Theresienstadt. Eine Zeitreise. Berlin.
Murmelstein, B. 2014. Theresienstadt. Eichmanns Vorzeige-Ghetto. Wien.
Strusková, E., J.Šplíchalová, T. Fedorovic. 2013. Truth and Lies: Filming in the Ghetto Terezín, 1942–1945. DVD Prague.
http://www.vha.fu-berlin.de/index.html.
https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn552740
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