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Advanced Seminar
WiSe 18/19: Lyrik der Moderne
Burkhard Meyer-Sickendiek
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Eine Grundüberzeugung der gegenwärtigen Lyriktheorie besteht in der These, dass sich die Lyrik der Moderne vor allem aufgrund ihrer abstrakten bzw. hermetischen Gestaltung von der Lyrik des 18. und 19. Jahrhunderts unterscheide: „Betont nicht-realistische, verfremdende Darstellungsweisen“ (Lamping) kennzeichneten moderne Gedichte des 20. Jahrhunderts, darin liege die entscheidende Differenz zur Erlebnis- und Stimmungslyrik der Romantik. Das Seminar stellt erstens die Frage, was angesichts dieser Tendenz zur sprachlichen Abstraktion vom phänomenologischen Ausgangspunkt der klassischen Moderne bei Rilke, Hofmannsthal und Arno Holz geblieben ist. Geht die experimentelle Verfeinerung der Wahrnehmung im Sinne des naturalistischen „Sekundenstils“ (A. Holz) tatsächlich verloren, wenn in der Lyrik des fortschreitenden 20. Jahrhunderts zunehmend das Spiel mit sprachlichem Material den Arbeitsprozess dominiert, wenn die sprachliche Abstraktion an die Stelle der Mimesis tritt?
Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Suche moderner und postmoderner Dichter nach neuen Formen der Prosodie, der Rhythmik, der Intonation. Mit der Lösung von alten metrischen Einheiten wie Jambus oder Trochäus begann eine sehr intensive Suche nach einer neuartigen rhythmischen Struktur lyrischer Rede, die auf metrisches Versmaß, Reim und klassische Strophenform in der Regel verzichtete: 1938 erhob Bertolt Brecht die „reimlose Lyrik mit unregelmäßigen Rhythmen“ zum Programm der lyrischen Moderne. Um die Auswirkungen dieser zweiten zentralen Programmatik ebenfalls nachvollziehen zu können, werden wir uns auch und vor allem auf Hörgedichte aus dem Berliner Portal „lyrikline“ konzentrieren.
Ein dritter Schwerpunkt liegt in der Diskussion einschlägiger moderner und postmoderner Lyriktheorien (Friedrich, Link, Fricke, Conrady, Lamping, Burdorf, Petersdorff): Aus diesen werden wir handwerkliche Kategorien der Lyrikforschung (Metapher/Metonymie; Rhythmus/Metrik; Reim, Abstraktion, Hermetik, Subjektivität etc.) gewinnen, die uns bei einer adäquaten Einschätzung und Bewertung der Modernität und Postmodernität von Lyrik helfen sollen.
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