17620
Hauptseminar
WiSe 19/20: Kino der Dekadenz
Tobias Haupts
Kommentar
Dem Luxus und Pomp folgen die Verschwendung und der Niedergang. Zeichen des (kulturellen) Verfalls, denen kaum mehr mittels eines aktiven Gestaltungswillens entgegengetreten wird, sondern mit einem großen Maß an routinierter Gleichgültigkeit und Langeweile. Bezeichnet der geschichtsphilosophische Terminus der Dekadenz eine Phase des Niedergangs, der Gesellschaften zu erfassen droht, haben sie erst einmal ein spezifisches Reifestadium erreicht, so findet sich der Begriff gleichsam auch in der Literatur, der Dichtung und Prosa des Fin de Siècle gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch was heißt es, nach dem Potenzial möglicher audiovisueller Ausgestaltungen eines Kinos der Dekadenz zu fragen, das sich eben nicht nur am Luxus der Kostüme berauschen kann, sondern nach dem genuinen Ort der Filme in ihren soziokulturellen wie (film-)historischen Kontexten fragen muss? Die zeitgenössische Filmkritik wie auch die historisch arbeitende Filmpublizistik erkennt im europäischen Kino der 1970er-Jahre eine Reihe von Filmen, die sie unter dem Schlagwort der Dekadenz einzuordnen versucht; mal auf eine mögliche und damit pejorativ gemeinte Geisteshaltung der Regisseure abzielend, mal als Rückbezug auf ältere Genealogien der Geistes- wie Kulturgeschichte. Zu ihnen gehören die Filme Luchino Viscontis und Bernardo Bertoluccis ebenso wie die Filme Marco Ferreris oder des späten Luis Buñuels, in denen die Überreste eines europäischen Adels (oder der Bourgeoisie) in den ihnen eigenen Heterotopien Ritualen folgen, die einst möglicherweise zu beeindrucken wussten, nunmehr aber durch ihre buchstäbliche Sinnlosigkeit nur noch zu irritieren scheinen. Im Kino der Dekadenz entfaltet sich so eine audiovisuelle Poetik des „luxuriöse[n] Sittenverfall[s], [des] aristokratische[n] sensuellen Raffinement[s], [der] Hingabe an entartete Laster, sexueller Devianz [und] genusshafter Verantwortungslosigkeit“ (Ursula von Keitz u.a.) des gekränkten Narzissten im Angesicht der individuellen Götterdämmerung. Im kritischen Dialog mit philosophischen und filmhistorischen Texten will innerhalb des filmanalytischen Schwerpunktes des Seminars nach eben dieser Poetik geforscht werden.
Zur Einführung sei hier verwiesen auf: Kristina Jaspers, Das Kino der Dekadenz. Nietzsches Kritik als filmische Analyse. In: Jan Drehmel/dies./Steffen Vogt, Wagner Kino. Spuren und Wirkungen Richard Wagners in der Filmkunst, Berlin 2013, S. 110-119; Caroline Pross, Dekadenz. Studien zu einer großen Erzählung der frühen Moderne, Göttingen 2013; Georg Seeßlen, Kino der Dekadenz: Verwöhnt, verrucht, verdorben. Auf: https://www.epd-film.de/themen/kino-der-dekadenz-verwoehnt-verrucht-verdorben (Zugriff 01.06.2019). Schließen
Zur Einführung sei hier verwiesen auf: Kristina Jaspers, Das Kino der Dekadenz. Nietzsches Kritik als filmische Analyse. In: Jan Drehmel/dies./Steffen Vogt, Wagner Kino. Spuren und Wirkungen Richard Wagners in der Filmkunst, Berlin 2013, S. 110-119; Caroline Pross, Dekadenz. Studien zu einer großen Erzählung der frühen Moderne, Göttingen 2013; Georg Seeßlen, Kino der Dekadenz: Verwöhnt, verrucht, verdorben. Auf: https://www.epd-film.de/themen/kino-der-dekadenz-verwoehnt-verrucht-verdorben (Zugriff 01.06.2019). Schließen
32 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
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Di, 22.10.2019 10:00 - 12:00
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