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WiSe 19/20: Feministische Kunstwissenschaft und Kunstpraxis

Birgit Eusterschulte

Kommentar

„Why have there been no great women artists?“, fragt 1971 die Kunsthistorikerin Linda Nochlin und stößt mit dem gleichnamigen Aufsatz eine feministische Kritik der Kunstgeschichte an, die nicht nur die sozialhistorischen Bedingungen einer Marginalisierung von Künstlerinnen sondern auch die männlich dominierten Strukturen und ideologischen Einschreibungen der Disziplin selbst in den Blick nimmt. Parallel zu dieser sich entwickelnden feministischen Kritik am Kunstkanon und der Konstruktion des männlich konnotierten Künstler-Genies beginnen Ende der 1960er Jahre auch Künstlerinnen klassische Geschlechterzuschreibungen und Subjektvorstellungen in der künstlerischen Praxis zu unterlaufen. Der Kampf um Sichtbarkeit und Gleichberechtigung im Kunstsystem, die Auseinandersetzung mit der Konstruktion von Weiblichkeit und die Repräsentationskritik von Künstlerinnen wie Martha Rosler, Valie Export, Cindy Sherman, Judy Chicago oder den Guerilla Girls stehen dabei vielfach im Austausch mit der feministischen Theoriebildung der Zeit. Das Seminar nimmt anhand ausgewählter Texte und künstlerischer Positionen die unterschiedlichen, auch kontroversen Diskussions- und Themenfelder feministischer Kunsttheorie und -praxis in den Blick, verfolgt die Schwerpunkte und Verschiebungen theoretischer und künstlerischer Ansätze seit den 1970er Jahren und fragt nach der Bedeutung feministischer Kunstkritik heute. Schließen

Literaturhinweise

Linda Nochlin, “Why have there been not great women artists?”, in: dies., Women, Art, and Power and Other Essays, London 1989, S. 145–178; Griselda Pollock, Differencing the Canon. Feminist Desire and the Writing of Art’s Histories, London 1999; Ines Lindner u.a. (Hg.), Blick-Wechsel. Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Kunst und Kunstgeschichte, Berlin 1989; Beate Söntgen (Hg.), Rahmenwechsel. Kunstgeschichte als feministische Kulturwissenschaft, Berlin 1996; Hilary Robinson (Hg.), Feminism Art Theory. An Anthology 1968–2014, Oxford u.a., 2015; Cornelia Butler (Hg.), WACK! Art and the Feminist Revolution, Ausst.-Kat. Museum of Contemporary Art, Los Angeles 2007. Schließen