16323 Lektürekurs

WiSe 19/20: Meister Eckhart: Lateinische und deutsche Schriften

Bernd Roling

Kommentar

Wie kaum eine Figur des Mittelalters hat die Gestalt Meister Eckharts (1260–1328) in die Neuzeit hinein Strahlkraft entwickelt und zugleich Anlaß zu Debatten gegeben. War er für die einen ein Denker von uneinholbarer spekulativer Tiefe gewesen, der in neuer, unerhörter Terminologie die Mysterien des Gott-Mensch-Verhältnisses auslotete und dabei zum deutschen Mystiker schlechthin werden mußte, der fast zwangsläufig in Konflikt mit kirchlichen Autoritäten geriet, blieb er für andere Leser der Tradition des Dominikanerordens verpflichtet, von Quellen wie Dionysios Areopagita und dem ‚Liber de causis‘ abhängig und war lediglich durch eine Kette von ordensinternen Intrigen in die Mühlen der kurialen Verfolgung geraten. Für beide Sichtweisen gibt es plausible Argumente. Eckhart hatte als Hochschullehrer in Paris, als Prior und Provinzial in Erfurt und als Prediger in Köln philosophische Traktate und Bibelkommentare in lateinischer Sprache geschrieben, darunter einen Kommentar zum Johannes-Evangelium und Predigten und Traktate in deutscher Sprache, die wieder und wieder um die gleichen Kernthemen kreisen. In welchem Verhältnis standen Intellekt und Willen des Einzelnen zu Gott und seiner Allmacht? Wie ließ sich die Anwesenheit Gottes im Menschen und mit ihr die Glückseligkeit des Menschen denken? Schritt für Schritt sollte Eckhart eine Lehre formulieren, die eine radikale Selbstentäußerung und eine Gottesgeburt im Intellekt des Menschen in den Mittelpunkt rückte. Zur Gänze vom Willen des Schöpfers durchdrungen, wurde der Einzelne zum Werkzeug des in ihm wirkenden Göttlichen, das sich in ihm, wie Eckhart glaubte, als Sohn und Gottesfunke gezeugt hatte. Das scheinbare Verschwinden der Kluft zwischen Gott und Mensch rief die Zensoren auf den Plan, die Eckhart zuerst innerhalb des Ordens, dann vor der Kurie in Avignon zur Rechenschaft ziehen sollten und seine Werke nach seinem abrupten Tod indizierten. Im Seminar sollen Auszüge aus den den lateinischen und deutschen Werken Eckharts gelesen und interpretiert werden, unter anderem aus den ‚Quaestiones Parisienses‘, dem Kommentar zum Johannesevangelium, dem Traktat über die ‚Abgeschiedenheit‘ und den Predigten zur ‚Gottesgeburt‘. Literatur: Meister Eckhart, Werke in Auswahl, lateinisch und deutsch, hg. und kommentiert von Niklaus Largier (2 Bde.), Frankfurt 2008, Kurt Flasch, Meister Eckhart. Philosoph des Christentums, München 2010, Kurt Ruh, Meister Eckhard. Theologe, Prediger, Mystiker, München 1985, Norbert Winkler, Meister Eckhart zur Einführung, Hamburg 1997. Schließen

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