13426

WiSe 19/20: Eine Bühne für die Wissenschaft. Anatomische Theater der Frühen Neuzeit

Christine Beese

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

Teilnahmevoraussetzung ist die Übernahme eines Referats entweder zu einem der internationalen Fallbeispiele oder zu einem der Grundlagentexte. Fremdsprachenkenntnisse sind willkommen.

Kommentar

„Ad caedes hominum prisca Amphitheatra patebant / ut dicant longum vivere nostra patent“ – Während in antiken Amphitheatern Leben verkürzt wurden, dient unseres dazu, Leben zu verlängern – so lautet frei übersetzt die Inschrift über dem Eingang des Anatomischen Theaters der Communauté des Chirurgiens de Paris aus dem Jahr 1691. Sowohl zum formalen Vorbild als auch zur gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Reichweite der Einrichtung ist damit bereits einiges gesagt. Doch weshalb entstand ausgerechnet an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert der Bautypus des Anatomischen Theaters und welches Verständnis von Wissenschaft findet in ihm Ausdruck? Weshalb war er so erfolgreich, dass er über Grenzen und Jahrhunderte hinweg adaptiert und verbreitet wurde? Im Seminar sollen zum einen Anatomische Theater aus Europa monographisch vorgestellt und sowohl formal als auch funktional untersucht werden. Zum andern sollen zentrale Aspekte, wie Wissenschafts- und Bildgeschichte, Raum- und Körperkonzepte sowie Performativität, Aufführungspraxis und Ritual anhand ausgewählter Texte diskutiert und zu den Fallbeispielen in Bezug gesetzt werden. Schließen

Literaturhinweise

Literatur: Christine Quigley: Dissection on display: cadavers, anatomists, and public spectacle, Jefferson, N.C. 2012. Ludger Schwarte, Jan Lazardzig, Helmar Schramm (Hgg.): Spuren der Avantgarde: Theatrum anatomicum. Frühe Neuzeit und Moderne im Kulturvergleich, Berlin 2011. Maaike Bleeker: Visuality in the theatre: the locus of looking, Basingstoke 2008. Harold J. Cook: Matters of Exchange: Commerce, Medicine, and Science in the Dutch Golden Age, New Haven, CT, 2008 Cynthia Jennifer Klestinec: Civility, comportment, and the anatomy theater: Girolamo Fabrici and his medical students in Renaissance Padua. In: The Renaissance Society of America (Hg.): Renaissance quarterly 2007, 60/2, S. 434-463. Gert-Horst Schumacher: Theatrum Anatomicum in History and Today. In: International Journal of Morphology, 2007, 25/1, S. 15-32. Cynthia Jennifer Klestinec: A history of anatomy theaters in sixteenth-century Padua. In: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences, 2004, 59/3, S. 375-412. Ludger Schwarte: Anatomische Theater als experimentelle Ra¨ume. In: Helmar Schramm, Ludger Schwarte, Jan Lazardzig (Hgg.): Kunstkammer, Laboratorium, Bu¨hne. Schauplätze des Wissens im 17. Jahrhundert, Berlin 2003, S. 75-102. Giovanna Ferrari: Public Anatomy Lessons and the Carneval. The Anatomy Theatre of Bologna. In: Past and Present. 1987/117, S. 50-70. Konrad Rückbrod: Das Anatomische Theater - Archetypus des modernen Hörsaals. In: Medizinischer Monatsspiegel (Merck), 1973. Gottfried Richter: Die bauliche Entwicklung des anatomischen Theaters. In: Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte, 1936, 106/1, S. 138-68. Schließen