13435 Hauptseminar

WiSe 19/20: Architektur und Transparenz. Einblicke und Durchblicke

Markus Dauss

Hinweise für Studierende

Die Referatthemen werden in der 1. Sitzung vergeben.

Kommentar

Transparenz, in der Regel durch Einsatz des Materials Glas hergestellt, ist ein zentraler Parameter der Architektur der Moderne. In der Funktion ungehinderten Durchblickes symbolisiert sich die Programmatik eines neuen bauens. Dieses wollte die Architektur, aber auch die Gesellschaft neu erfinden. Realisiert werden sollte ein ungehindertes Ineinanderfließen von aufeinander geöffneten Innenräumen. Noch wichtiger war aber ein bruchloser visueller Übergang von Innen- und Außenraum. Ehemals scharf abgegrenzte oder fest umschlossene Räume sollten geöffnet werden, weil dies real wie vor allem metaphorisch eine umfassende befreiende Wirkung versprach. Mit dem angehäuften Ballast der einengenden und hemmenden Tradition hingegen wollten die Vordenker der Transparenz aufräumen. Kurz: Der Durchblick vermittelte einen umfassenden gesellschaftlichen Aufbruch: Er versprach ein neues Verhältnis von privat und öffentlich, vor allem im Felde von Wohnbauten. Greifen sollte aber auch eine gesteigerte soziale Kontrolle; damit wurde ein erhöhter Legitimationsdruck primär auf institutionelle Akteure der Politik und Wirtschaft ausgeübt. Im normativen Feld demokratischer Ansprüche macht sich eine Blickumkehr geltend: Nicht Aus-, sondern Einblicke von außen nach innen werden zentral. Viele öffentliche Institutionen, aber auch privatwirtschaftliche Akteure haben sich seit dem Beginn des Transparenzdiskurses prophylaktisch das Einsehbarkeitskonzept angeeignet. Häufig haben sie es sogar zum zentralen Teil ihrer institutionellen wie vor allem architektonischen corporate identity ausgebaut. In der heutigen Zeit wird das Transparenzkonzept zugleich, wenngleich normativ immer noch omnipräsent (transparency international), auch verstärkt als Rhetorik hinterfragt. Es erscheint Manchem nicht nur als ideologisch durchsichtig, sondern auch als faktisch überholt: Denn es haben sich Beobachtungstechniken verändert – sie sind nun nicht mehr auf räumliche Visualität verpflichtet. Hinzu treten gesteigerte Sicherheitsanforderungen wie klimatechnische Erwägungen. Kritisch mitreflektiert wird dabei auch verstärkt, dass die durch Glasflächen ermöglichte Transparenz in ihrem Ursprung ein hochgradig kommerzielles Prinzip war bzw. ist (Ausstellungsarchitektur, Schaufenster). Hier zeichnen sich auch Bezüge zu den modernen Massenmedien wie zur Fotografie oder sogar zum Film ab, die kulturell ebenfalls stets ambivalent bewertet wurden. Das Hauptseminar wird Dimensionen und Schichten architektonischer Transparenzkonzepte theoretisch diskutieren. Zugleich werden sie an markanten Konkretionen (z.B. Crystal Palace London, Glaspalast Augsburg, Bauhausgebäude Dessau, WOGA-Komplex Berlin, Maison de Verre Paris, Bundeshaus Bonn, Glass House New Canaan, Eames und Stahl House LA etc. bis hin zum Apple Cube NY) beispielhaft veranschaulicht. Schließen

Literaturhinweise

Literaturhinweise: Colin Rowe/Robert Slutzky, Transparenz, Kommentar von Bernhard Hoesli, Basel 1968/1997; Walter Prigge, Ausgestellte Moderne, in: ders. (Hg.), Ikone der Moderne. Das Bauhausgebäude in Dessau, Berlin 2006, S. 24-34; Jeff Wall, Dan Grahams Kammerspiel, in: ders., Szenarien im Bildraum der Wirklichkeit, Essays und Interviews, hg. von Gregor Stemmrich, Dresden 1997, S. 89-187 Schließen

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