13457 S/HS (Seminar/Hauptseminar)

WiSe 19/20: Verdrängte Protagonisten: Antico, Moderno und die Plaketten der Renaissance

Wolf-Dietrich Löhr

Hinweise für Studierende

Termine: 24.10.2019, (Bodemuseum, Treffpunkt Foyer); 07.11.2019 (Bodemuseum); 21.11.2019 (Bodemusem); Do, 05.12.2019 (Kunstgewerbemuseum); 12.12.2019 (Bodemuseum); 09.01.2020 (Bodemuseum); 23.01.2020 (Bodemuseum); 06.02.2020 (Kunstgewerbemuseum); 13.02.2020 (Bodemuseum) Schließen

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

14tägig, Donnerstag, 10-13 Uhr (s.t.!), vor Ort (Treffpunkt Foyer Bode-Museum)

Kommentar

Die Gattung der Plakette vereint eine Reihe von Charakteristiken, die sie schon auf den ersten Blick zu einem paradigmatischen Beispiel der »Renaissance« erheben, wie wir sie heute oft verstehen: Sie leiten sich in wesentlichen Zügen von kostbaren antiken Kleinformaten wie Gemmen, Münzen oder Ehrenplaketten ab, werden zumeist in Bronze, einem edlen, wiederum durch antike Traditionen nobilitierten Material, ausgeführt, konnten häufig bereits im 15. Jahrhundert in Sammlungen an der Seite antiker Originale betrachtet werden, tragen oft stolze Signaturen ihrer Urheber und wurden von den Zeitgenossen aufs höchste geschätzt. Zwei der Protagonisten der Gattung, Pier Jacopo Alari Bonacolsi und Galeazzo Mondella, brachten sogar durch ihre Künstlernamen »Antico« und »Moderno« zum Ausdruck, dass die Plakette einen bevorzugten Austragungsort künstlerischer Selbstverortung zwischen reflektierter Antikenrezeption und zeitgenössischer Innovation darstellte. Im Verlauf der Etablierung eines kunstgeschichtlichen Kanons, der vorrangig die Malerei und in der Skulptur die frei stehende Figur ins Zentrum der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit rückte, wurde die Plakette als Gattung trotz früher und profunder Forschungsbeiträge rasch marginalisiert. Durch ihre unauffällige Größe ist sie auch in Ausstellungen und Sammlungen nicht leicht in den Fokus zu rücken. Das Seminar möchte daher drei Perspektiven verfolgen: Zum einen soll an den prominenten Beispielen der Berliner Sammlung die Plakette als historisches Objekt verstanden werden. Material und Herstellung werden dabei ebenso zur Sprache kommen, wie die ikonographische Breite der Darstellungen, die Rolle der Auftraggeber, die Positionen der Künstler und die zeitgenössischen Betrachtungsperspektiven. Zum anderen sollen die musealen Rahmenbedingungen diskutiert werden: Provenienzen und Ankaufsgeschichten, Aufbewahrungs- und Konservierungsproblematiken, besonders aber die Geschichte und Möglichkeiten der Präsentation und Kontextualisierung dieser speziellen Gattung, die im Bode-Museum schon durch die Interessen und Kompetenzen Wilhelm von Bodes selbst eine besondere Bedeutung hat. Schließlich soll die Plakette auch als Beispiel dienen, um an ihrer Forschungsgeschichte und im Vergleich zu zeitgleichen anderen Werken der Skulptur und Malerei die Entwicklung eines kunsthistorischen Kanons der Gattungen und Künstler sowie einer entsprechenden Terminologie im Verhältnis zur historischen Situation kritisch zu verfolgen. Schließen

Literaturhinweise

EINFÜHRENDE LITERATUR: Leino, Marika: Fashion, devotion and contemplation: the status and functions of Italian Renaissance plaquettes, Oxford 2012; Pope-Hennessy, John: The study of Italian plaquettes, in: Studies in the history of art, 22.1989 (Sonderheft: Italian plaquettes, hg. v. Alison Luchs), 19-32; Bange, Ernst Friedrich: Die italienischen Bronzen der Renaissance und des Barocks; Teil 2, Reliefs und Plaketten, Berlin 1922; Molinier, Émile: Les bronzes de la Renaissance: les plaquettes – catalogue raisonné, Paris 1886. Schließen

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