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WiSe 19/20: Die griechischen Götter unter römischer Herrschaft: Gottesvorstellungen im 2. Jh. n. Chr.

Emrys Bell-Schlatter

Kommentar

Zeus mit Blitzbündel, Aphrodite und Ares, Achill und Odysseus – wenn wir an die Götter und Heroen Griechenlands denken, so denken wir meist an die aus der Mythologie und Kunst vertrauten Gestalten der athenischen Blütezeit (5. Jh. v. Chr.). Was aber wird aus den klassischen Gottesvorstellungen der Griechen sechs Jahrhunderte später, als im multikulturellen Milieu des römischen Reichs, das gerade seine größte Ausdehnung erreichte, mehr Götter und Kulte als je zuvor einander begegneten? In welchem Verhältnis standen ferner die traditionellen Gottesvorstellungen zu den – zum großen Teil auch von der griechischen Klassik geerbten – verschiedenen philosophischen Strömungen, die hinter der Vielzahl und Vielgestaltigkeit der Götter einen einzelnen Gott postulierten? Von der Frage nach der richtigen Darstellung der Götter bzw. des Göttlichen (Wie sieht ein Gott aus? Hat er einen Körper?) über den Vergleich mit ägyptischen und syrischen Kultpraktiken („ich tadle die Sitte der Ägypter: Sie verehren die Krokodilbrut des Nils“) bis hin zur Kritik an überkommenen Verehrungsformen (wann hört sich Zeus so viele Gebete an?) reflektieren die griechisch-sprachigen Autoren der Kaiserzeit einmal seriös, einmal spielerisch über das Göttliche, ihr intellektuelles und religiöses Erbe und die fließende Grenze zwischen der eigenen und fremden Kultur. Das Seminar bietet eine Einführung in das breite Spektrum religiöser Erfahrungen, die diese Autoren lebhaft schildern und debattieren, um so kultur- und zeitspezifische religiöse Umbrüche und Gotteskonzepte herauszuarbeiten. Zu Worte kommen unter anderem Satiriker, Literaten, ein Winzer, der sich in der Mittagspause mit einem verstorbenen Heros über den Trojanischen Krieg unterhält, ein stets kränkelnder Preisredner, der in seiner nahezu mystischen Verbindung zum Heilgott Asklepios und in den von diesem im Traum angeordneten Eisbädern und Fastenkuren Rettung sucht, ein Priester des Orakelgottes Apoll, der eine Schrift über den Verfall der griechischen Orakel verfaßt, sowie die Götter selbst. Die gründliche Vorbereitung und religionshistorische Analyse antiker literarischer, historischer und philosophischer Texte steht im Zentrum des Seminars; fachliche Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Schließen

Literaturhinweise

R. HIRSCH-LUIPOLD (Hg.): Gott und die Götter bei Plutarch. Götterbilder – Gottesbilder – Weltbilder [= Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 54], Berlin/New York 2005. / P. van NUFFELEN: Rethinking the Gods: Philosophical Readings of Religion in the Post-Hellenistic Period: Greek Culture in the Roman World, Cambridge 2011. / D. S. RICHTER / W. A. JOHNSON (Hg.): The Oxford Handbook of the Second Sophistic, Oxford 2017. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 10:00 - 12:00 16 Termine

Mi, 16.10.2019 10:00 - 12:00

Dozenten:
Dr. Emrys Bell-Schlatter