WiSe 19/20: Social Choreography
Kirsten Maar
Kommentar
Ausgehend von dem durch den Literaturwissenschaftler Andrew Hewitt geprägten Konzept der „social choreography“ (2005), das Spiegelungen zwischen Sozialtheorie, Tanz und Performance untersucht, wird Choreographie nicht nur als eine Metapher der Moderne interpretiert, sondern als Ausgangspunkt soziale Organisation zu formen und zu kommunizieren. Im Blick auf die Verbindungen von Tanzgeschichte und kritischer Theorie zeigt er, dass Ideologien nicht als abstrakte Ideen, sondern stets als verkörperte Formen der Praxis wirken. Ausgehend von diesen Prämissen sollen aktuelle Phänomene zwischen Kunst und Nicht-Kunst in den Blick genommen werden sowie das Verhältnis von Choreographie (als einer Form der AnOrdnung) und Politik. Aufbauend auf einem erweiterten Verständnis von Choreographie sind Bewegungen in ihrem Doppelsinn als Formen des Politischen lesbar; als „art of command“ (Forsythe/Franko/Lepecki) schaffen Choreographien Auf/Teilungen des öffentlichen Raumes. Wir untersuchen interventionistische Praktiken, die über Strategien der Unterbrechung, Verschiebung, und Durchkreuzung arbeiten und zwischen Prozess und Werk, Materialität und Verfahren je dynamische Verhältnisse zur Umwelt artikulieren. Dazu diskutieren wir Theorien von Andrew Hewitt über Siegfried Krakauer und Walter Benjamin bis hin zu Bojana Cvejic/Ana Vujanovic, Susan Leigh Foster, André Lepecki, Randy Martin, Oliver Marchart, Andreas Reckwitz und werden uns mit Formen von „choreographic protest“ sowie künstlerischen Interventionen aus den Bereichen Tanz, Performance und Bildender Kunst auseinandersetzen.
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